Ist ja echt nicht mehr viel los hier im Bereich für die XT 660 Z Freunde. Also schreibe ich mal einen neuen Beitrag.
Wie schon zuvor in meinen Berichten ersichtlich war hadere ich immer noch mit der Malaise, auf unwegsamen Terrain den Fuß nicht weit genug auf den Boden zu bekommen. Zu der bereits serienmäßig recht hohen Sitzposition kommt ja noch die aufgepolsterte Sitzbank die ich wegen meines arthrosebedingten eingeschränkten Kniewinkels unbedingt brauche - trotz tiefergesetzten Fußrasten. Nach der Erfahrung mit den Tieferlegungsknochen am Umlenkhebel (-3,5 cm) habe ich wieder aus verschiedenen Gründen zurückgerüstet. Einer dieser Gründe war die notwendige Kürzung des Seitenständers - eine ziemlich endgültige Modifikation die sich kaum umkehren lässt. Gebrauchtteile sind praktisch nicht existent, ein Neuteil kostet 79 € + Versand. Außerdem hat man den Umstand nach Entfernen der überschüssigen Länge die Teile wieder zusammenschweißen zu müssen. Da mir dazu die Ausrüstung fehlt und ich niemand kenne der sowas machen kann wäre mir nur der Gang zum Schlosser geblieben. Das war mir alles zu umständlich bzw. zu teuer.
Auf Verdacht bestellte ich mir für 20 € einen gebrauchten Seitenständer eines der Schwestermodelle der Ténéré welche ja viel häufiger anzutreffen sind nur um sogleich fest zu stellen, dass dieses Teil überhaupt nicht kompatibel ist. Die Gabel, welche den Rahmenausleger umschließt hat eine sehr viel geringere Öffnung und auch das Formteil welches den Zündunterbrecher bedient ist an einer ganz anderen Position angeschweißt. Also: War wohl nix. Aber später sollte dieser Seitenständer dennoch zur Geltung kommen.
Da ich selbst bei Wendemanövern auf glatter Straße schon gelegentlich den Bodenkontakt verlor hatte ich mal wieder die Faxen dicke und machte diesmal einen Versuch mit dem ohne größeren Aufwand maximal Möglichen: Gabel um 2,5 cm durchgeschoben, maximal entspannt, Tieferlegungsknochen eingebaut und Federvorspannung auf die zweite Stufe. Nach dem Fahrversuch korrigierte ich auf die vierte Stufe, auch die Gabelvorspannung änderte ich auf 7 Umdrehungen Richtung hart - das entspricht meinem Körpergewicht von 100 kg besser. Die Abspannöse an der Gabel entfernte ich zuvor um keinen frühzeitigen Kontakt derselben mit dem Vorderradschutzblech zu riskieren.
Das Fahren mit dieser tiefergelegten XT 660 Z ist ein Gedicht, ich fühlte mich damit gleich wesentlich sicherer und der Spaß steigt damit enorm. Irgendwelche negativen Auswirkungen auf das Fahrverhalten sind mir nicht aufgefallen: weder übertriebene Handlichkeit noch das Gegenteil davon, sie blieb in der Beziehung neutral. Die Federung spricht nach den oben erwähnten Einstellungen regulär an und bietet scheinbar ausreichend Reserven. Wobei das letzte Wort hier noch nicht gesprochen ist, das wird erst auf der Piste der Fall sein. Die Schräglagenfreiheit ist für meine Begriffe immer noch ausreichend, trotz der um 1,5 cm abgesenkten und weiter abstehenden SW-Motech-Ion-Fußrasten. Ich jedenfalls konnte sie bisher noch nicht aufsetzen.
Ärgerlich wurde es jedoch bei fast jedem Halt, wenn man nicht gerade ein nach links abfallendes Straßenstück erwischt hat konnte man nicht absteigen ohne die Maschine in der Balance halten zu müssen um sie dann mit dem Hinterrad auf einen Holzklotz zu rollen damit die nötige Schräglage zustande kam. Das habe ich genau zweimal mitgemacht, dann war der Seitenständer fällig.
Unterhalb des Drahtbügels in den die Feder eingehängt wird habe ich ihn abgesägt, und zwar so, dass nach Entfernen eines Rohrstücks von 2 cm Länge die Trennnaht genau in der Mitte zwischen dem unteren Anschweißpunkt dieses Bügels und dem Ansatz der angeschweißten Grundplatte liegt. Ursprünglich wollte ich in die beiden Rohrenden einen "Kern" aus einem genau in den Innendurchmesser passenden Rohres mit 25 mm Durchmesser einfügen. Leider stellte sich heraus, dass der Innendurchmesser bei der Ténéré geringer ausfällt als an dem entsprechenden Teil des Schwestermodells, welches ich zuvor als "Versuchsballon" entsprechend modifiziert hatte. Die Wandungsstärke des Seitenständers unserer Ténéré ist höher, er ist stabiler und schwerer. Diese expeditionstaugliche Philosophie erkennt man auch an dem wesentlich massiveren Rahmenausleger der von dem gegabelten Endstück des Ständers umschlossen wird. Ich sage immer wieder: Die ist für den marokkanischen Dorfschmied konzipiert...
Da es mit dem Innenrohr nicht geklappt hat, ein Teil mit etwas geringerem Außendurchmesser war in meinem Fundus nicht zu finden, versuchte ich es stattdessen außenrum. Hier passte eine alte Stahlrohr - Fahrradsattelstütze mit einem Außendurchmesser von 30 mm. Die habe ich abgelängt damit sie genau zwischen den unteren Schweißpunkt des Drahtbügels und der angeschweißten Grundplatte passt - mit etwas Spiel. Danach bohrte ich zwei Durchgangslöcher von 8,5 mm Durchmesser jeweils 15 mm vom oberen und unteren Rand entfernt - auf einer Linie. In dieses Rohr schiebe ich die beiden, nun um 2 cm gekürzten Rohrstücke des Seitenständers. Dabei auf die Ausrichtung der schräg angeschweißten Grundplatte achten! Und genau unter die beiden Löcher der "Hülse" bohre ich zwei 6,5 mm dicke Löcher in das Material des Seitenständers in die ich anschließend zwei 8er Gewinde schneide. Mit den beiden 8er Schrauben lässt sich die Konstruktion zusammenfügen. Eine passende Unterlagscheibe zwischen den abgesägten Rohrenden innerhalb der Hülse garantiert, dass keine Kraft auf die Schrauben oder die Hülse übertragen wird, das Gewicht der Maschine wird ausschließlich über die Seitenständerrohre zur Grundplatte geleitet.
Den Seitenständer des Schwestermodells habe ich auch aufgesägt. Dabei habe ich das untere Teilstück jedoch 2 cm länger gelassen als das von der oben beschriebenen Konstruktion und mit einem Gewindeloch an passender Position versehen. Dieses Teilstück kann ich bei Bedarf im Austausch gegen das kürzere in die Hülse einsetzen und erhalte somit wieder einen Seitenständer in Originallänge.