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Tieferlegung

Begonnen von Reisender, 31. Juli 2022, 07:19:38

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Reisender

Eine Frage, auf die ich bisher noch keine eindeutige Antwort gefunden habe: beeinflusst die Montage eines Tieferlegungskits durch längere Knochen die Progression der Hinterradfederung? Ich bilde mir ein gespürt zu haben dass die 660Z vor dem Umbau etwas sensibler angesprochen hat, kann das aber nicht eindeutig nachvollziehen. Andere Einflüsse wie Außentemperatur, Straßenverhältnisse oder meine persönliche Kondition zu dem Zeitpunkt mögen diese Wahrnehmung verfälscht haben. Deshalb interessieren mich die rein physikalischen Auswirkungen der Modifikation: wird der Arbeitsbereich des Federbeins "verschoben"? Wird dadurch sogar der Federweg eingeschränkt? Bei letzterem Punkt denke ich jetzt nicht an eine Einschränkung durch den geringeren Freiraum zwischen Hinterreifen und Kotflügel sondern ausschließlich einen eventuell begrenzten Hub des Federbeins... wer kann mich da über die technischen Hintergründe aufklären?
Mich interessiert diese Frage weil ich mit dem Gedanken spiele, mein Tieferlegungskit (-35 mm) durch eines mit - 50 mm zu ersetzen. Infolge geschädigter Kniegelenke bin ich nebst tieferliegenden Fußrasten auf eine aufgepolsterte Sitzbank angewiesen um den Kniewinkel zu vergrößern. Damit habe ich trotz - 35 mm Tieferlegungskit und um 25 mm durchgeschobener Standrohre in speziellen Situationen nicht immer ausreichenden Bodenkontakt. Wenn aber die Absenkung um 50 mm in einem brettharten Ansprechverhalten inkl. drastisch reduzierem Federweg resultiert wäre das keine akzeptable Option.
Hat jemand dazu eigene Erfahrungen gemacht oder ist über die Auswirkungen technisch im Bilde?
Danke und beste Grüße,
Robert

Asphaltflex

Hast du auch die Gabel durchgesteckt? Wenn nicht, ergibt sich durch einen veränderten Lenkkopfwinkel schon ein anderes Fahrgefühl.
YAMAMA, fahren und fahren lassen...^^

motorang

Servus,
JA auf alle Fragen.

Technisch: Das Motorrad soll so weit einfedern wie bisher, aber hat dafür weniger Weg zur Verfügung. Daher MUSS das strammer werden, weil Du die gleiche Belastung auf weniger Federweg verteilst. Weniger Federweg, weil es nur so weit einfedern kann bis der Reifen innen am Schutzblech streift, und das wird normalerweise schon ausgereizt vom Hersteller, vor allem bei Enduros.
Eventuell kannst Du der Sache durch ein wesentlich besseres aber kürzeres Federbein Herr werden, weil wie gut das anspricht oder dämpft kann man dann feiner einstellen, im Vergleich zu einem Serienfederbein. Musst mal recherchieren, ich würde bei Wilbers anfragen.

Gryße!
Andreas, der motorang

Reisender

Zitat von: Asphaltflex am 31. Juli 2022, 07:42:58
Hast du auch die Gabel durchgesteckt? Wenn nicht, ergibt sich durch einen veränderten Lenkkopfwinkel schon ein anderes Fahrgefühl.

Wie bereits beschrieben, Standrohre sind um 25 mm durchgeschoben.
Meine Frage bezog sich auch nicht auf ein verändertes Handling infolge veränderter Fahrwerksgeometrie sondern auf das Ansprechverhalten des Federbeins infolge einer Veränderung der Progression.

Mr.Oizo

Jep-das wird härter/unsensibler.
Kann man durch einstellen der Federvorspannung(falls möglich) kompensieren.
Wenn dann noch Zug/Druckstufe einstellbar sind bekommt man`s sehr gut hin das es nicht zu hart wird.

Reisender

Zitat von: motorang am 31. Juli 2022, 07:43:29
Servus,
JA auf alle Fragen.

Technisch: Das Motorrad soll so weit einfedern wie bisher, aber hat dafür weniger Weg zur Verfügung. Daher MUSS das strammer werden, weil Du die gleiche Belastung auf weniger Federweg verteilst. Weniger Federweg, weil es nur so weit einfedern kann bis der Reifen innen am Schutzblech streift, und das wird normalerweise schon ausgereizt vom Hersteller, vor allem bei Enduros.
Eventuell kannst Du der Sache durch ein wesentlich besseres aber kürzeres Federbein Herr werden, weil wie gut das anspricht oder dämpft kann man dann feiner einstellen, im Vergleich zu einem Serienfederbein. Musst mal recherchieren, ich würde bei Wilbers anfragen.

Gryße!
Andreas, der motorang

Vielen Danke für die Stellungnahme. Aber:
Da bin ich anderer Meinung. Es muss nicht zwingend weniger Federweg zur Verfügung stehen, das ist lediglich eine Behauptung. Wenn der Raum über dem Hinterreifen ausreichend dimensioniert ist kann der Federweg trotz Absenkung der gleiche bleiben ohne dass es zwingend zu einem Kontakt mit dem Kotflügel kommt. Endgültige Klarheit über eine mögliche Veränderung der Progression schafft nur eine physikalisch bzw. technisch korrekte Darstellung der Bewegungsvorgänge an der Schwinge. Da diese offensichtlich nicht einfach zu finden ist frage ich einfach nochmal : Hat jemand praktische Erfahrungen gesammelt?
Beste Grüße,
Robert

Mr.Oizo

Ich benutze die Tieferlegungen von Alpha Technik.
Da ist alles in Ordnung und wenn`s zu hart ist - siehe oben.
Problemlos.

Reisender

Zitat von: Mr.Oizo am 31. Juli 2022, 09:26:39
Jep-das wird härter/unsensibler.

Hallo Mr. Oizo! Ist das eine persönlich gemachte Erfahrung von Dir oder nur eine Einschätzung? Für den ersten Fall würde mich interessieren mit welchem Motorrad und mit welcher Modifikation?
Danke und viele Grüße,
Robert

svebes

Eagl wie man es macht, ausser über die Sitzbank mit abpolstern und Schrittbogen - der Umlenkhebel setzt früher auf.
Das ist zumindest meine Erfahrung.
Jede Medaille hat eben zwei Seiten.  /beer/

Reisender

Zitat von: svebes am 31. Juli 2022, 11:49:59
- der Umlenkhebel setzt früher auf.
[/quote

Das halte ich für die schlüssigste Erklärung.
Durch die längeren Knochen des Tieferlegungskits wird das massive Mittelteil der Umlenkhebelei bereits ein Stück verdreht, der ursprüngliche, soft ansprechende Ausgangsbereich steht somit nicht mehr zur Verfügung. Der Einfederungsvorgang beim modifizieren Fahrwerk beginnt also bereits in einem Bereich, der einem bereits teilweise eingefederten Federbein im unmodifizierten Fahrwerk entspricht. Das erklärt das härtere Ansprechverhalten durch den Arbeitsbereich in der fortgeschrittenen Progression und bedingt auch einen verringerten Gesamtfederweg. Damit ist das Thema - 50mm Tieferlegungskit erledigt.
Vielen Dank für die Hinweise und beste Grüße,
Robert

Mr.Oizo

Ok-dann brauch ich ja nix zu sagen...

Reisender

#11
Um die Ausgangsfrage endgültig zu klären habe ich das Tieferlegungskit meiner 660Z entfernt, sprich: die beiden längeren Knochen wieder durch die kürzeren Originale ersetzt. Die Absenkung um 35 mm von OTR hatte ich jetzt mehr als 10.000 km drin und habe deshalb die damit einhergehenden Betriebseigenschaften nachhaltig abgespeichert. Jetzt, nach dem gerade gestern erfolgten Rückbau auf den Originalzustand und der heute erfolgten Probefahrt habe ich die Gewissheit, dass die Tieferlegung die Hinterradfederung wie erwartet tatsächlich verhärtet hatte. Im höheren Originalzustand spricht die Federung wesentlich feinfühliger auch auf leichte Bodenunebenheiten an und die groben Schläge auf das Fahrwerk durch die Schlaglöcher eines verkommenen Straßenbelags werden deutlich besser ausgefiltert - insgesamt ein beachtlicher Gewinn an Fahrkomfort. Damals, nach der Montage des Tieferlegungskits vor anderthalb Jahren ist mir dieser Umstand nicht in diesem Maße bewusst geworden, zu groß war wohl die Freude darüber die Füße plan auf den Boden zu bekommen.
Gemeinsam mit der Umrüstung auf die kürzeren Knochen habe ich die Gabelstandrohre wieder in Ausgangslage zurück geschoben, d. h. sie schließen jetzt mit der oberen Gabelbrücke wieder +- bündig ab. Veränderte Handlingseigenschaften konnte ich nicht feststellen. Bei der Gelegenheit konnte ich die beiden Lager/Walzen am Umlenkhebel prüfen, säubern und neu fetten. Sie waren aber einwandfrei, kein Verschleiß/Trockenlaufen/eingedrungener Schmutz war zu erkennen. Auch das Lenkkopflager, angeblich noch nie getauscht, zeigte sich bei der aufgebockten Maschine ohne Auffälligkeiten - bei Kilometerstand 64.000. Bei Gelegenheit werde ich es noch nachfetten, dies wird alle 40.000 km empfohlen.
Den Seitenständer konnte ich nach der von mir hier früher bereits beschriebenen Methode auf seine ursprüngliche Länge zurück versetzen, das Aufbocken auf den Hauptständer gelingt nach der Höherlegung endlich wieder problemlos.
Vielen Dank noch für die zahlreichen Kommentare und Erklärungen. Die meisten lagen ja absolut Richtig damit.
Servus,
Robert

yamralf

Zitat von: Reisender am 08. August 2022, 16:05:12.. der heute erfolgten Probefahrt habe ich die Gewissheit, dass die Tieferlegung die Hinterradfederung wie erwartet tatsächlich verhärtet hatte.

Ich bin zwar kein Fahrwerks-Guru behaupte aber dies ist der selbe Efekt wie bei (maximal) vorgespannter Feder eines Stoßdämpfers.
Wenn also ein Fahrwerk tiefergelegt wird sollte wenigstens die Federvorspannung zurückgenommen werden oder besser eine neue angepaßte Feder eingebaut werden.
Eine Enduro putzen, ist wie Seiten aus der Bibel reißen.

Ich habe keine Gurkenallergie! Ich bin hyposensibilisiert!

Reisender

Zitat von: yamralf am 13. August 2022, 07:43:38
Wenn also ein Fahrwerk tiefergelegt wird sollte wenigstens die Federvorspannung zurückgenommen werden...

Die Federvorspannung dient nicht zur härter/weicher - Einstellung des Federbeins sondern zum Anpassen des Arbeitsbereichs je nach Beladung. 1/3 des Kolbenhubs sollen dem Negativfederweg (Ausfedern) zur Verfügung stehen, die restlichen 2/3 dem Positivfederweg (Einfedern) - bei belasteter Maschine (Fahrer + Gepäck).
Von dieser Justierung erheblich abzuweichen würde den Arbeitsbereich des Federbeins im Betrieb unnötig einschränken.

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