Ich interessiere mich gerade für (andere) Gabelfedern für die Tenere 700.
Ich habe gelesen das es:
- lineare Gabelfedern
und
- linear-progressive Gabelfedern (z.B. Hyperpro)
gibt.
Zudem werden Federn mit einem höheren Nm-Wert angeboten (auch für hinten, wofür es auch beide Federtypen gibt).
Die Erklärungen für beide Federtypen lesen sich positiv und versprechen besseren Komfort.
Welcher Typ ist denn aber nun wirklich die bessere Feder?
Ich verstehe es nicht.
Was linear und progressiv ist weiß ich natürlich, welche Feder ist aber das bessere Prinzip?
Gruß
Hallo,
versprochen wird viel - so suchst du die passenden Federn aus:
1.Fahrergewicht: passende Federrate in N/mm ("Federhärte") zum Fahrergewicht (in voller Montur + Helm) + eventuelle Zuladung bestimmen. Für vorwiegende Solofahrten reicht das Fahrergewicht, für hauptsächlichen Urlaubseinsatz mit größerer Zuladung die Federrate von vornherein etwas höher wählen, statt dafür die Federvorspannung hochzudrehen.
2.Fahrstil und Untergrund: für "Offroadwandern" hält man die Federn eher etwas weicher für besseres Ansprechen und Schluckfreudigkeit. Für schnelle Offroadrally nimmt man dagegen etwas härtere Federn.
3.Lineare Federn sind in meinen Augen immer die erste Wahl. Sie sind nicht ohne Grund meist Standard: die Federrate ist durchgängig gleich, was ab Werk eine saubere Konstruktion des Fahrwerks erlaubt (Auslegung der Umlenkung am Federbein, Charakteristik der Dämpfung, Durchschlagschutz).
4.Die im Zubehör angebotenen "progressiven" oder "linear-progressiven" Federn versprechen eine Verbesserung. Am Beispiel HYPERPRO:
- Die HYPERPRO-Gabelfedern sind nicht echt progressiv, sondern nur doppelt-linear - was auch mal als linear-progressiv bezeichnet wird. Oben sind diese Gabelfedern über vielleicht 10cm enger ("weicher") gewickelt. Dadurch verbessert sich das Ansprechverhalten der Gabel. HYPERPRO macht leider keine Angaben zu den beiden Federraten. Ich hatte diese Gabelfedern an meiner T700 und würde behaupten, daß deren Grundhärte derjenigen der Serienfedern nahe kommt, wobei das Ansprechverhalten tatsächlich etwas besser wird.
- Die HYPERPRO-Federbeinfeder ist den Produktfotos nach echt progressiv gewickelt. Stimmt das soweit, dann läßt sich ohnehin keine Federrate angeben. Man kann als Kunde nicht einschätzen, wie diese Feder dann zur Umlenkung und zur Dämpfungscharakteristik passen wird.
Meine Meinung: ein Umbau der Gabel auf doppelt-lineare Federn bringt etwas besseres Ansprechen, ohne weitere Abstimmung auf z.B. ein höheres Fahrergewicht. Kann man machen. Braucht man jedoch eine andere Federrate als Serie, empfiehlt sich der Einbau einer entsprechenden, linearen Feder, zwingend begleitet von einer Änderung der Dämpfungseinstellung oder gar der Überarbeitung der Innereien, bis hin zum Einbau einer in sich abgestimmten Cartridge ("Dämpfer-Feder-Patrone"). Einen Umbau des Federbeins auf eine echt progressive Feder sehe ich kritisch. Zum einen, weil die Umlenkung bereits für eine Progression der Federwirkung sorgt. Eine nochmalige Progression "drüberzulegen" ist technisch nicht sauber. Dies kann sich gut oder schlecht auswirken, das merkt man erst nach dem Kauf. Zum anderen, weil die gesamte Dämpfungscharakteristik des Federbeins auf eine lineare Feder abgestimmt ist. Der Tausch gegen eine Feder mit echt progressiver Kennlinie würde eine Feinabstimmung der Dämpfung erfordern, die mit der Konstruktion dieses Serienfederbeins wohl garnicht umsetzbar ist. Von daher würde ich für die Hinterhand der T700 anraten, bei Bedarf an einer anderen Federrate entweder im Serienfederbein nur die Feder zu tauschen gegen eine weichere oder härtere, aber lineare, und danach die Einstellungen von Dämpfung und hydraulischer Vorspannung anzupassen. Oder zu einem Komplettfederbein zu greifen, auch hier am besten nur mit linearer Feder - wegen der Problematik der "Aufdoppelung" auf die ja immer noch vorhandene, serienmäßige Umlenkung.
Hakim
Hallo
Alles sehr richtig
Ich meine Progressive Federn sollten nur bei Federbeinen eingesetzt werden die keine progressive Umlenkung haben, in diesem Anwendungsfall können sie sinnvoll sein. bei allen Umlenkungen mit progressiver Charakteristik (also fast alle Japanischen Monofederbeinlösungen) Finger weg davon da begibt man sich in ein Minenfeld, da man eine doppelte Progression erhält die zu ganz seltsamen Dingen führen kann.
Ich persönlich habe in meiner alten Super Ténéré dopplet lineare Federn drin, die dem Ansprechverhalten um die Nullage gut tun und ansonsten etwas Straffer als die Serienfedern sind, was gut funktioniert, hier ist ja aber auch keine zusätzliche Progression im Spiel.
Gruß
Christoph
Danke für die Aufklärung und Hinweise.
Durch die verbaute Tieferlegung (-30 mm) und > 80 kg Fahrer-Komplett-Gewicht macht hinten wohl eine lineare 85Nm-Feder Sinn.
Vorn soll man im gleichen Rahmen auch die Federhärte erhöhen. Also 6.0 bis 6.2 Nm vermutlich. Vermutlich auch linear. Die Federhärte der Hyperpro-Federn soll auch leicht über den Serienfedern liegen.
Gruß
Hi zusammen,
ich möchte auch vorne und hinten stärkere lineare Federn einbauen. Hinten ist alles easy.
Ich frage mich nur wie es vorne mit dem Öl aussieht.
Kann ich die Federn einfach wechseln, abtropfen lassen und das alte Öl (Maschine hat erst 2tkm. )drin lassen oder muss ich vorne das Öl tauschen; ggf. den Ölstand anpassen?
Daanke :)
Zitat von: Boeli89 am 24. Februar 2025, 19:01:14Hi zusammen,
ich möchte auch vorne und hinten stärkere lineare Federn einbauen. Hinten ist alles easy.
Ich frage mich nur wie es vorne mit dem Öl aussieht.
Kann ich die Federn einfach wechseln, abtropfen lassen und das alte Öl (Maschine hat erst 2tkm. )drin lassen oder muss ich vorne das Öl tauschen; ggf. den Ölstand anpassen?
Daanke :)
Das kannst du so machen, die ggf. andere windungszahl und drahtdurchmesser wirken sich nur vernachlässigbar auf den ölstand aus.
Am besten dann das Gabelöl z.b. nach der ersten saison wechseln, dann hast du auch den ersten einfahrabrieb draussen, und du kannst falls gewünscht mit der ölviskosität und dem ölstand spielen um das Ansprechverhalten zu ändern
Super, genau das wollte ich hören :) so muss ich nicht die ganze Gabel ausbauen. Daaanke!
Zitat von: amboss87 am 24. Februar 2025, 19:41:33du kannst falls gewünscht mit der ölviskosität und dem ölstand spielen
mit anderen Wörten: das wird dir erfahrungsgemäß sehr beschäftigen, denn du musst nun mit mehreren Parametern jonglieren: Federrate, Federlänge, Ölmenge/Luftkammer wg. geänderter Verdrängung, Ölviskosität, ggf. Überstand der Standröhre zur Gabelbrücke
Wer die Federn herstellt gibt dir in der Regel Angaben, wie groß diese Parameter je nach Motorrad sein sollen. Ich würde mich an deiner Stelle erst dran anhalten.
(Warum willst du dir sowas antun?)
Herrje 🙈
Lohnt sich der Aufwand oder gibts bessere Ideen, ggf. sogar Profis die das für ein paar Taler übernehmen?🤓
Jetzt tausch erst mal die Federn und beobachte die Veränderung, bei passend gewählter Federrate wirst auch mit dem alleinigen Federtausch schon eine deutliche Verbesserung feststellen.
Die weiteren Parameter kannst du dann später immer noch optimieren
Ich habe bei mir auch ,,nur" die Federn gewechselt. Bei OTR war gleich ein Hinweis zum Gabelöl und Luftkammer mit bei. Ich glaube die Luftkammer 10mm größer und weicheres Öl (angeblich hätte sich das bei Tests als am Besten bewiesen). Da die Werkstatt mit dem Thema etwas überfordert war, haben sie genau nach dieser Anweisung gehandelt- das Ergebnis ist gut, zumindest deutlich besser als vorher...
Die Luftkammer auf jeden Fall messen, bei mir war beim Ölwechsel im Zuge meines Gabelupdates deutlich zu wenig Gabelöl drin, Soll: 625 mL, Ist: ~500 mL, Details siehe hier: Gabelupdate (https://tenere.de/index.php/topic,18685.msg188044.html#msg188044). Schwund von 125 mL via Leck oder Verlust beim Entleeren kann ich auschliessen! Mit ca. 600 mL Gableöl kommst du dann auf 85 mm.
Jetzt muss ich nochmal eine doofe Frage stellen. Geplant ist es wie hier im Video zu machen: https://youtu.be/36_A7eWJ6vE?feature=shared
Nur wie messe ich denn jetzt genau die Luftkammer, damit auch alles korrekt ist?:)
Daaaanke! :)
Mit allem drin, also kompletter Cartridge. Blöd nur, zum Messen muss die Gabel natürlich senkrecht stehen, also kommst du um den Gabelausbau nicht herum (ok, du kannst versuchen sie hinten so weit anzuheben, aber bis das stabil ist hast du die Gabel 2× aus- und wieder eingebaut.
Der Gabelölwechsel ist aber schon der Teil der das recht ruppige Ansprechverhalten massiv verbessert, also latürnich nur wenn du von der Originalsuppe (15er oder 20er Sirup) auf ein hochwertiges 7.5er oder 5er Öl gehst. Der Mehraufwand ist wenn du die Gabel schon draussen hast vernachlässigbar.
Mit einer Spritze
Stand und Tauchrohr zusammengeschoben und senkrecht
Ein Schlauchstuck so lang wie die Höhe vom Luftkammer auf die Spritzenspitze einstecken
Öl einfüllen und dann mittels Spritze das Überschüssige aufsaugen
Nervig, oder?
Eigentlich kannst du Öl kippen und mit einem Metermaß ungefähr den Pegel messen. Die paar cl dürften kaum einen Unterschied machen
Ziemlich wichtig ist meiner Erfahrung nach die Ölviskosität. Mit stärkerer Feder und dünnflüssigem Öl (das bei hohen Temperaturen noch flüssiger wird) kann die Gabel nachschwingen.
Okay Danke euch! Gemessen wird dann von Oberkante des Rohres bis Öl kommt, richtig?🤓
Ja. Ich habe mich aber in meinem letzten Post etwas missverständlich ausgedrückt als ich schrieb "mit kompletter Cartridge". Also der Plastikkörper mit allem drum und dran aber OHNE Feder! Alles sehr detailiert beschrieben hier (https://tenere.de/index.php/topic,16519.msg145851.html#msg145851)resp. im ganzen Thread. Ich werde übrigens bei mir das Luftpolster mal von 85 auf 100 mm erhöhen, mal sehen ob da beim Ansprechverhalten noch was geht. Werde hier berichten.
@Tenerone: Schon richtig das mit der Viskosität, wenn du auf dünneres Öl gehst auf jeden Fall die Zugstufe zu drehen (2-4 Klicks) und die Druckstufe entsprechend auf. Letztere ist bei mir allerdings mit +1 jetzt maximal offen. Aber der Sirup der in der Stock Tenere drin ist, ist meiner Meinung nach für das bockelige Ansprechverhalten hauptverantwortlich. Deswegen lohnt der Wechsel auf jeden Fall.
hatte bei meiner alten XRV das Fahrwerk angepasst, und verschiedene Versuche mit diversen Federn und Ölen und Luftkammern probiert, damit sich das Mopped vorne straffer und mit dem neuen Öhlins-Federbein hinten balanciert verhält.
(die Wirth-Feder waren erst zu hart, Luftkammer erhöht aber keine merkbare Änderung, Ölviskosität geändert, feineres Ansprechverhalten aber die Gabel hatte nachgeschwungen. Andere Feder rein (Hyperpro) mit dickflüssigem Öl, prima Verhalten aber der Steuerwinkel hatte sich erweitert und ich kam vor wie auf dem Chopper von Easy Rider. Standrohre erst 0,5 dann 1 cm über die Kante der Gabelbrücke gesetzt und schließendlich war alles perfekt und wunderbar)
Das ganze hat mir schon Nerven gekostet und bin erst nach mindestens 10.000 km testen und probieren zum gewünschnten Ergebnis gekommen.
Das war aber nötig, weil die Africatwin extrem weich vorne war und durch den Einbau eines anderen Federbeins auch ungleichmäßig .
Die Federung der Tenere finde ich für meine aktuelle persönliche Bedürfnisse top, aber jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse und Geschmäcker, gell, nur sollte so eine komplexe Veränderung nicht nach einer Laune geschehen, finde ich.
(wobei heutzutage das Angebot an fertig einzubauenden Fahrwerwerken sehr groß ist und der Umbau dürfte somit schon einfacher sein.)
Stimmt schon alles was du sagst. Die strammere Federn hab ich genommen weil ich halt ein klein bisserl schwerer bin (100 kg pur) wie der Durschnittsjaponese aka zuwenig Negativfederweg beladen. Das wurde mit der 6.6 Feder vorne erfolgreich behoben.
Das in der Tätära ein ungewöhnlich dickes Öl ab Werk drin ist, ist bekannt, und das dann in Kombi mit dem schlechten Ansprechverhalten rechtfertigte einen Versuch auf dünneres Öl zu gehen (ich hab Hyperpro 5er). Das Resultat ist deutlich besser, aber beim Ansprechverhalten geht noch was, deshalb probier ich mal mehr Luftpolster. Ich kann als mit einem Kollegen quervergleichen, der die Gabel extern hat machen lassen (anderes Öl, Shims, Vorspannhülse), die spricht nochmal besser an. Aber dann ist der Vergleich auch wieder hinkend, denn der Bursche wiegt 1/2 Zentner weniger als ich. Irgendwas ist immer.