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Technik => Technik allgemein => Thema gestartet von: Ede am 11. August 2024, 09:30:08

Titel: Gabelöl-Viskositäten
Beitrag von: Ede am 11. August 2024, 09:30:08
Da bei Änderungen des Fahrwerks immer wieder die Gabelölviskosität angegeben wird und Öle verschiedener Hersteller verglichen werden hier noch eine gut verständliche Erklärung warum so ein Vergleich nicht zielführend ist.

Quelle: MATTHIES Magazin Sommer 2024

Gabelölviskositäten.jpg
Titel: Antw:Gabelöl-Viskositäten
Beitrag von: tam91 am 11. August 2024, 12:13:41
Hallo
deshalb braucht man die Angabe der kinematischen Viskosität. Bei Polo wird dieise z.B. in den Werkstoffdatenblättern für die jeweils vertriebenen Öle angegeben (lobenswert). Mit etwas suchen findet man diese Werte für fast alle Öle und dann kann man sich danach richten. das originale Yamaha G10 hat 33,2 , Polo Racing Dynamik5W10 hat 32   und Hi Q SAE 7,5 hat 32,1 Eine Tabelle findet sich unter FMB Moto
https://feinmechanik-rosenheim.de/gabel-oel-ktm-husqvarna-husaberg-beta/
Gruß
Christoph
Titel: Antw:Gabelöl-Viskositäten
Beitrag von: RomanL am 14. August 2024, 08:20:43
Allerdings verschweigt der Artikel geflissentlich, dass für die Dämpfung nicht die kinematische (laminarer Fließgeschwindigkeitswiderstand), sondern die dynamische (Versteifungsverhalten unter stoßartiger Belastung und bei Turbulenz) Viskosität zuständig ist. Und nein, auch diese lässt sich weder aus der reinen Fließzahl ablesen noch aus der kinematische Viskosität berechnen.
Deshalb funktioniert z. B. ein Motoröl gleicher Viskositätsklasse nach SAE komplett anders als ein Hydrauliköl oder Gabelöl.
Letztere sind sich in ihrer Formulierung sehr ähnlich, weshalb Experimente am ehesten mit Standardhydrauliköl klappen.
Grundsätzlich kann man aber schon sagen, dass ein 20er Öl deutlich stärker dämpft als ein 5er. Speziell, wenn es um Öle aus gleichem Haus geht, macht mischen und einstellen darüber Sinn. Aber auch bei verschieden Marken ist der Effekt spürbar und nachvollziehbar zu reproduzieren.
Wichtiger noch als die ganze Öltheorie ist es, zu verstehen, was da genau passiert. So ist z. B. bei einer Standard-XTZ-Gabel piepegal, ob es ein 5er, 10er oder 15er Öl ist. Bei normaler Fahrweise strömen alle 3 fast laminar durch die riesigen Löcher... Nur bei extrem harten und tiefen Schlägen passiert das Spürbares.
Insofern: Das ganze Ölthema ist mehr Voodoo als fachlich fundiert - und da freuen sich Matties & Co sehr drüber. Glaube verkauft immer.  /devil/

Gruss
Roman
Titel: Antw:Gabelöl-Viskositäten
Beitrag von: schelm am 22. Januar 2025, 16:33:14
Der letzte Post ist zwar schon ein paar Monate alt, ich habe aber Ergänzungen dazu, die Licht ins Dunkel bringen:

https://www.offroadforen.de/attachment/36419-102-111-114-107-45-111-105-108-46-doc/

Die Word-Datei listet viele verschiedene Gabelöle auf, deren Viskosität trotz gleicher Benennung wie SAE 5 sich sehr unterscheidet. Will sagen, daß die Auswahl eines Öls anhand der SAE-Bezeichnung nicht genügt. Man muß die richtige Viskosität wählen.

Viele Grüße
Schelm
Titel: Antw:Gabelöl-Viskositäten
Beitrag von: RomanL am 04. Mai 2025, 10:56:33
Das ist die eine Crux, da die Standardviskositäten halt mit einem sehr simplen Mechanismus und bei nur 3 Stütztemperaturen ermittelt werden.
Faktor 2 (der wichtigere) ist die Konstruktion der Turbulatoren in der Gabel. Früher waren Recht große und viele Löcher üblich, da die Öle sehr stark versteiften und man ein Aufhärten der Gabel bei Wellen vermeiden musste. Dann passte es halbwegs für die Masse der Öle, aber Dämpfung war da eher Wunschdenken.

Einstellbare Ventile hingegen sind extra so gebaut, dass man für jedes Öl ein Optimum in beiden Richtungen finden kann - halt 1 Klick mehr oder weniger.
Insofern gilt bei alten und einfachen Gabeln wie der der XTZs: Probieren, probieren, probieren...und das Optimum merken. ;D

Gruss
Roman

PS: Sogenannte Cartridge-Emulatoren sind da echt Gold wert. Die haben schon manche Uraltgabel in ganz neue Sphären der Abstimmung befördert. Bauartbedingt aber auch da: Die gefundene Abstimmung ist nur ein guter Kompromiss. Nachregeln geht nur durch erneute Zerlegung.