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19. Mai 2024, 04:07:32

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Reisebericht Cote dÀzur

Begonnen von tobster, 16. Mai 2023, 18:02:11

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tobster

OK, weiter gehts
Tag 2 18.5.2023

Nach einer sehr bequemen Nacht in meinem Fass muss ich früh raus. Die Bayern kommen!
Die Rezeption hat noch nicht geöffnet und ich gönne mir einen Automatenkaffe für 2,-€ der sich leider als grauslich rausstellt.
Alexander hat mir via WhatsApp einen Livestandort der Gruppe zukommen lassen und ich stelle fest, dass die Jungs auf der Autobahn richtig schnell vorankommen. Ich will auf keinen Fall zu spät zum Treffpunkt aufschlagen und schaue, dass ich zügig zusammenpacke und Richtung Landeck komme. Die Umleitung kenne ich noch und bin recht bald an der verabredeten Tankstelle.
Es ist Feiertag und die Tanke bietet ausser Automatenzapfsäulen leider garnichts. Meine letzte Hoffnung auf ein kleines Frühstück ist dahin.
Ausserdem bin ich viel zu früh da. Eine ganze Stunde muss ich noch warten.
 Egal, ich freue mich und endlich kommt ein Tross von sechs Motorrädern hupend angerollt .
Ich erkenne Jakob, Roland und Vladimir, die ich schon von vergangenen Trophys kenne und begrüße sie herzlich. Volker und Alexander sind mir bis dato noch unbekannt aber das wird sich ändern. Stefan? Wo ist eigentlich Stefan? Auf einmal steht er vor mir , der Kerl hat noch nie eine Trophy mit dem gleichen Motorrad wie zuvor bestritten, deshalb habe ich ihn vergeblich im Wirrwarr der Zapfsäulen gesucht. Diesmal hat er sich für eine BMW G650 GS Sertao entschieden.

Da wir durch völlig unterschiedliche Motorräder auch sehr verschiedene Reichweiten haben, wird generell bei jedem Stop vollgetankt.
Wir fahren also gemeinsam los und schnell geht es in die Berge immer höher und weiter hinein. Der Splügenpass steht an. Er führt vom schweizerischen Splügen ins italienische Chiavenna.
Zuvor haben wir noch die idyllische Landschaft von Heidiland genossen ( die Schweiz ist in weiten Teilen wirklich bilderbuchhaft schön) jetzt geht es aber zur Sache:
75 Spitzkehren auf 30km Strecke und 1800 Höhenmeter sind zu bewältigen.
Da ich die Tenere 700 noch nicht allzulange habe bin ich noch ungeübt auf der Maschine und kenne Ihr Potenzial noch nicht. Schnell bin ich überfordert und eiere von Kehre zu Kehre. Das muss besser werden! Sonst überstehe ich diese Trophy nicht denn ich kenne das ja schon aus Zeiten vor Corona und kann in etwa einschätzen was auf mich zukommt.
Kaum im Tal auf italienischer Seite in der Lombardei angekommen kann ich nur wenig durchatmen:
San Bernardino! Pass Nummer zwei an diesem Tag, der mir jetzt schon so viel abverlangt hat. Wir tingeln also zwischen Italien und der Schweiz ständig hin und her.
Der Kurvenverlauf liegt mir deutlich mehr und der Pass ist um einiges leichter zu fahren. Alte Motorradfahrertugenden flammen auf ( Blickführung, Aussenraste belasten) und ich taste mich immer weiter an die Fahrbarkeit der Yamaha heran.
Wieder in Italien erreichen wir unser Tagesziel Malesco. Vom sehr netten Vermieter der Unterkunft bekommen wir auch eine Garage gestellt und eine Empfehlung zum Essen.
Wir treffen uns auf dem Dorfplatz direkt vor dem Rathaus und Stefan zaubert einen Beutel mit sieben Flaschen Bier direkt aus dem heimischen Grammophon hervor. In einem Videocall prosten wir alle Reinhard Alff zu, der die Tour penibel geplant hat und eigentlich auch als Leitkuh mitfahren sollte. Reinhard musste krankheitsbedingt nur einen Tag vor dem offiziellen Start in Prutting absagen. Mit dieser kleinen Zeremonie haben wir uns alle bei Ihm für seine Bemühungen bedankt.
Der Empfehlung folgend finden wir uns im Restaurant ein und merken sofort, dass es hier einen gewissen Anspruch gibt. Wir werden mit vorzüglichen Speisen versorgt und geniessen Wein und Bier dazu.
Die Nacht verbringe ich grösstenteils ohne Bettdecke, da Vladi mal wieder dazu neigt sich wie eine Mumie in alles einzuwickeln, was er zu greifen bekommt.
Viele Grüße Tobi

tobster

Tag 3 19.5.2023

Stefan als unser Guide peilt generell spätestens 8 Uhr 30 zum Frühstück an und 9Uhr 30 als Abfahrzeitpunkt. Das wird sich ziemlich perfekt auf der gesamten Tour einpendeln und funktionieren.
Stefan meint , daß wird alles ganz entspannt!
Da wir kein Hotel sondern eine Privatunterkunft gebucht hatten, nehmen wir unser Frühstück in einem kleinen Cafe gegenüber ein. Der Barista gibt alles und ein paar süsse Croisssants werden uns schon reichen.
Zum Zeitpunkt der Abfahrt nieselt es leicht und alle quetschen sich in Ihre Regenklamotten. Ausser ich. Ich besitze sowas nicht, nach vielen Jahren des testens ist mir leider nichts untergekommen , was mich überzeugt hat. Die Goretex Klamotten müssen das jetzt bringen.
Durch ziemlich einsame Berg- und Skidörfer geht es hoch hinauf und wir passieren so namhafte Orte wie Simplon Dorf oder später natürlich Martigny.
Meine Goretexmembranen halten stand, der Regen ist auch irgendwie über den Tag nicht schlimmer geworden.
Wir erreichen also Frankreich und finden Unterkunft in einem wirklich sehr schönen Hotel in Saint Gervais-le fay am Fusse des MontBlanc. Der Berg hüllt sich leider in tiefhängende Wolken und auch die Temperaturen sind alles andere als Spätfrühlingshaft.
Frankreich ! Wie schön dieses abwechslungsreiche Land ist werden wir erst später realisieren.
Nach diesem langen Tag knurrt natürlich der Magen und wir ziehen los auf der Suche nach essbarem. Alle Restaurants und Pizzerien sind jetzt schon gnadenlos überfüllt, nirgends ist Platz für sieben hungrige Männer. Schon etwas frustriert finden wir noch ein kleines , feines Lokal in dem wir Platz haben.
Sprachbarrieren zeigen uns Grenzen auf aber es geht mit Freundlichkeit immer irgendwie. Mein Volkshochschulkurs in Französisch hilft leider erstmal garnix. Stefan und ich geniessen ein paar Schnecken und stossen damit nicht unbedingt auf jedermanns Zustimmung. Aber hey! Wir sind in Frankreich.
Als Hauptgang bestellen wir überbackene Pfannen mit typischem Bergkäse und sind völlig erschlagen, diese Mengen kann niemand aufessen, sei es noch so lecker.
Ich teile mir das Zimmer mit Vladi und stecke mir recht bald die Ohrenstöpsel rein;-)
Viele Grüße Tobi

tobster

Tag 4 20.5.2023

Mit einem wirklich guten Frühstücksbuffet startet dieser Tag für uns sehr angenehm. Wir sind alle ganz entspannt und so soll laut Stefan auch der Fahrtag werden. Wir packen in der Tiefgarage des Hotels unsere Motorräder und sammeln uns auf der kleinen Zufahrt. Bis alle beisammen sind dauert es immer ein klein wenig aber alle sind gut koordiniert und niemand sorgt für unnötige Verzögerungen. Nach einem kurzen Blick zum Himmel und auf den Wetterbericht steigen alle wieder ab und kramen eifrig ihre Regenklamotten raus. Ich schaue gebannt zu ( Ihr erinnert Euch: Ich habe sowas nicht) wie sie sich in Ihre Gummi und Kunststoffpellen zwängen.
Laut Stefan gibt es trotz des Regens einen ganz entspannten Fahrtag. Wir winden uns im Prinzip immer grob Richtung Nizza nach Süden die wieder einmal unzähligen Pässe entlang.Es geht immer wieder durch französische Städtchen, die durchaus einen gewissen Charme haben aber auf den schnelleren Passagen fragt mich Roland ob es mir was ausmacht hinter ihm zu fahren. Zum Spass sage ich natürlich das sowas ja mal garnicht in Frage kommt aber schnell merke ich beim weiterfahren warum er diesen Wunsch hatte : Roland hat mit seiner mittlerweile 20 Jahre alten GS 1100 einfach einen völlig anderen Fahrstil als ich. Ich bremse generell vor jeder Kehre oder schärferen Kurve etwas ab und Roland macht das alles über die Motorbremse des großvolumigen Bayernboxers. Das passt nicht zusammen. Gemeinsames fahren in der Gruppe mit völlig unterschiedlichen Motorrädern ist problemlos möglich, man muss sich einfach einsortieren und abstimmen und ich habe noch keine Grammophon Trophy erlebt, bei der das mit kurzen Absprachen nicht völlig problemlos geklappt hat! Die Gruppe muss halt einfach passen, da sucht sich Stefan schon immer die richtigen Mitfahrer aus.
Wir fahren nochmal über einen kleinen Zipfel von Italien weiter bis Briancon, der französischen Partnerstadt Rosenheims. Am Hotel angekommen werden wir freundlich in dieser eher schlichten Unterkunft begrüßt und es gibt auch hier eigene Stellplätze für die Maschinen. Nach kurzer Dusche machen wir uns auf den Weg nach Nahrung. Und ab diesem Zeitpunkt gefällt uns Briancon gar nicht mehr . Ohne Reservierung gehe hier angeblich garnichts . Wir finden keinen Platz an dem wir zu siebt willkommen sind und teilweise schlägt uns echte deutschfeindlichkeit ins Gesicht. Das ist wahrlich mehr als enttäuschend für die Partnerstadt der Bayern. In einem Restaurant werden wir schroff abgewiesen obwohl der Laden eigentlich sehr groß aber halt auch absolut leer ist.
Sehr enttäuscht gehen wir in den örtlichen Supermarkt und decken uns mit Lebensmitteln ein, die wir so mögen. Bei Vladi auf dem Hotelzimmer werden die Taschenmesser rausgeholt und Wurst, Käse , Brot, Oliven und viele andere Leckereien machen die Runde. Schlussendlich werden alle satt und der Abend war auch so mal eine Abwechslung. Gelacht wurde jedenfalls viel.
Viele Grüße Tobi

tobster

Tag 5 21.5.2023

Wir stehen wie immer um etwa acht Uhr auf und geniessen das Hotelfrühstück, das besser ist als die Aussicht aus den Zimmern. Es nieselt leider schon wieder und wir verlassen diese enttäuschende Partnerstadt von Rosenheim zügig und steuern zunächst unspektakulär über eine Art Bundesstrasse den Col dÍzoard an.
Stetig wird die Route immer kurviger und es immer nach oben auf etwa 2300m. Kleine , völlig verlassene Skiorte säumen unsere Route. Hier muss im Winter die Hölle los sein, denke ich mir und bin ob des zur Schau gestellten Kommerzrummels froh, mit Wintersport nichts am Hut zu haben.
Plötzlich fährt Stefan rechts ran. Unsicherheit macht sich breit. War da nicht ein Schild von wegen ,,ferme`" ?
Sollen wir es riskieren ob es mit den Motorrädern trotzdem geht oder nicht?
Um weitere Kilometer in den Berg zu fahren nur um vor einem Schlagbaum zu stehen, dafür ist das Wetter nicht kuschelig genug. Es regnet zwar nicht wirklich aber es ist doch klamm und für die Jahreszeit etwas zu kühl.
Also drehen wir um, tanken gemeinsam nochmal und Stefan und Alex schauen nach einer Alternativroute.
Zurück im Tal geht es bei schlechter werdendem Wetter über eine Art Landesstrasse weiter. Plötzlich stehen wir vor einer großen Mautstelle am Eingang eines Tunnels. Etwas ratlos diskutiert Stefan mit dem Kerl im Häuschen vor der Schranke. Da fällt mein Blick auf ein Schild. Die wollen bitte ernsthaft 51,60€ pro Motorrad und einzelner Durchfahrt? Stefan steht vorne und es gibt leider ausser dem gesperrten Pass nicht wirklich eine Alternative. Ich kann ihn förmlich fluchen hören, als er eine Entscheidung für uns alle trifft und weit über 200€ für uns abgibt.
Niemand wird ihm im Nachhinein dafür etwas ankreiden, das ist der Spirit der Gruppe.
Hinter dem Tunnel regnet es tatsächlich ziemlich stark und wir sind uns alle einig, das die Summe für den heruntergekommenen und ungepflegten Tunnel nicht nachvollziehbar ist. Vielleicht brauchen die Franzosen Geld und das dreckige Loch im Berg zu sanieren?
Nach und nach bessert sich das Wetter und Stefan hält für eine Mittagspause an. Per Zufall sind wir in Colmars les Alpes gelandet. Ein kleinerSpaziergang nach dem Essen durch die mittelalterliche  Gemeinde fasziniert uns. Hier wird noch fast wie vor vielen Jahrhunderten gelebt, das Dorf ist absolut sehenswert. Ein letzter kurzer Stop auf dem Weg zu unserem Tagesziel lässt uns den Staudamm von Castillon bewundern. Hier wird bereits seit 1928 Strom produziert.
Bei strahlendem Sonnenschein erreichen wir unser Tagesziel , das Camp les Fromboiseilles unweit von Castellane. Hier werden wir die nächsten zwei Tage aufgeteilt in zwei Campingbungalows verbringen. Die Räume sind sehr klein aber dennoch modern und gut eingerichtet.
Vladi ergattert noch einen Karton mit einheimischem Bier, den er einem Barmann in einem Bistro abquatscht. Der Supermarkt darf an einem Sonntag keinen Alkohol verkaufen.
Zum Abendessen hat uns Volker einen Tisch im fußläufig gelegenen Restaurant reserviert.
Hier gibt es für uns wieder Haute Cuisine vom feinsten. Die Chefin des Hauses ist sehr geduldig mit unseren Sprachkenntnissen und vom Nachbartisch steht eine ältere Dame auf und bietet uns an ein Gruppenfoto von uns zu machen.
Hier fühlt es sich sehr gut nach französischer Gastfreundschaft an.
Viele Grüße Tobi

tobster

Meine Erfahrungen mit den 21" brothers Taschen werde ich im entsprechenden  Thread weiterführen. Ich sag nur Licht und Schatten :)
Viele Grüße Tobi

tobster

Tag 6 22.5.2023

Da wir ja zwei Tage in unseren Hüttchen bleiben müssen wir ein Stück weit auf Selbstversorgung umsteigen. Vladi und Alex haben am Vorabend (ausser dem Bier) noch für unser gemeinsames Frühstück eingekauft. Als Austragungsort wurde Hütte Nr.5 erkoren. Das heisst, dass auch alle Nebenarbeiten wie schnippeln, Eier kochen, servieren und zum Schluss natürlich abspülen auch an Hütte Nr. 5 hängen bleiben.
Nach nur kurzer Zeit bin total erstaunt, wie super auch hier die Gruppe funktioniert. Wie selbstverständlich beginnen Volker und Alex mit allen Vorbereitungen, Teller klappern, die Bratpfanne mit dem Rührei brutzelt und auch sonst werden allerlei Leckereien von vielen Händen auf den Tisch gebracht. Die Kaffekanne erbringt Höchstleistungen und wir geniessen alle ein veritables Frühstück, an dem es an nichts fehlt. Selbst der Oldfather Stefan zeigt sich erstaunt und ist zufrieden. Da die Abfallbehälter etwa 500m am Eingang zum Camp stehen erklärt sich Jakob bereit den Müllmann zu spielen. Er ist Frühaufsteher und macht jeden Morgen eine Erkundungsrunde zu Fuss. Wer sein Handy nicht auf lautlos stellt wird ab etwa 7 Uhr mit Bildchen von der Umgegend geweckt.
Vladi und ich machen noch eben den Abwasch und dann wollen wir auch schon los. Die Sonne lacht endlich als wir über den kleinen Feldweg vom Camp in Richtung Verdun Schlucht als Tagesausflug starten.
Stefan verspricht uns einen ganz entspannten Tagesausflug von etwa einhundert Kilometern.
Der Ausflug wird uns leider von Gewittern, Wolkenbrüchen oder wahlweise fiesem Dauerregen etwas beeinträchtigt. Tatsächlich ist uns das alles aber ziemlich Wurscht, denn die Landschaft und die Schlucht ist einfach nur atemberaubend und grandios. Keiner von uns war sich im Klaren, dass es solche Landschaften mitten in Europa gibt. Warum in die Ferne schweifen, dass Schöne liegt so nah!
Immer wieder halten wir trotz Regen an um die Landschaft zu bestaunen.
Vladi , Alex und ich trennen uns von der Gruppe auf dem Rückweg zum Camp um für den geplanten Grillabend einzukaufen. Triefnass stolpern wir durch den Supermarkt und klauben so einiges zusammen, von dem man auf der ausgeliehenen Grillplatte des Camps sieben hungrige Reisende satt kriegen könnte. Alex nimmt eine riesige Wassermelone mit.
Wieder ist Hütte Nr.5 der Austragungsort der grillerei und wieder lauft wie von selbst alles am Schnürchen. Volker schnibbelt wie ein besessener die Zutaten für eine riesige Salatschüssel, Roland bringt sich damit ein Knoblauch zu rösten und die Rinderfilets zu marinieren und Alex steht schon an der Grillplatte und brutzelt. Alle anderen decken den Tisch und holen allerlei Zutaten aus dem Kühlschrank. Insgeheim bin ich etwas stolz darauf mit dieser Gruppe reisen zu dürfen.
Wir geniessen ein echt tolles BBQ mit allem was dazugehört und auch diesmal wird der Abwasch (man darf das bei sieben Personen nicht unterschätzen!) wie von Geisterhand erledigt.
Die Wassermelone kam nicht zum Einsatz.

Viele Grüße Tobi

GS Peter

Hallo Tobi,

weiter, immer weiter  ;D
Gruß aus dem Spessart / Rhön

Peter

tam91

Hallo
Vor welchem Tunnel seid Ihr denn da gelandet? Bin seit über 40 Jahren regelmäßig in der Gegend unterwegs und kenne da nichts dergleichen.
Zur Verdon Schlucht (Verdun liegt in Nordfrankreich und war im 1. Weltkreig sehr umkämpft): ich bin da 82 bei meinem ersten Urlaub gelandet und in den vielen Jahren danach habe ich eigentlich noch nichts gefunden was das wirklich toppen kann. Einer meiner Lieblingsplätze überhaupt.
Ansonsten interessanter Bericht freue mich auf weiteres.
Gruß
Christoph

tobster

Von wo nach wo dieser Tunnel ging, kann ich leider nicht nachvollziehen , niemand hat die Alternativroute aufgezeichnet. Aber ich erzähl da echt keinen Quatsch, ich frag nochmal nach.
Verdon, naklar. Sorry, blöder Tippfehler.


Tag 7 23.5.2023

Wir verlassen das schöne Castellane bei allerbestem Wetter und jagen einen sauengen Pass nach dem anderen. Nur knapp 160km liegen heute vor uns und es soll ganz entspannt werden, laut Stefan.
Die Landschaft hier in Südfrankreich ist absolut einzigartig und wir vermuten uns eigentlich irgendwo in Nevada als plötzlich alles Gestein und die Berghänge zwischen denen sich die Route schlängelt in tiefem rot erscheinen. Immer wieder werden Fotostops eingefordert um diese grandiose Aussicht als Erinnerung festzuhalten. Die Route ist zügig zu fahren und ich habe auch immer mehr vertrauen in Reifen und Maschine und lass es für meine Verhältnisse ziemlich laufen.
Urplötzlich nehme ich Tempo raus und hoffe , dass meine Unterwäsche unversehrt geblieben ist. Man sollte halt doch auch auf die Strasse schauen und nicht nur in die Landschaft: Eine kleine Spur von rotem Sand hat mir einen heftigen Hinterradrutscher in einer Linkskurve beschert. Nix passiert aber eine sehr abrupte Erinnerung auch mal die Fahrbahn zu lesen.
Als wir unser Tagesziel Saint Martin Vesubie erreichen trauen wir unseren Augen kaum: Das Tal um das die Stadt angelegt ist, ist völlig zerstört. Überall schwere Baumaschinen und unmassen von gigantischen Geröllbrocken. Teilweise stehen noch Häuser am unterspülten Hang in etlichen Metern Höhe ohne jedes Fundament und warten nur auf Ihren Einsturz. Anfang Oktober 2020 hat es in den Südalpen so viel geregnet, dass gigantische Murenabgänge von apokalytischem Ausmass Täler und ganze Dörfer einfach in minutenschnelle völlig vernichtet haben.
Diese Gegend kann man gerne als das Ahrtal Frankreichs bezeichnen.
Als wir nach einem kurzen Orientierungsstopp in einer Haltebucht nur 50m vom Hotel entfernt als geschlossene Gruppe wieder auf die Fahrbahn zusteuern hält es ein französischer Kretin auf einer Triumph für nötig mit ordentlich Speed mitten in die Gruppe reinzufahren. Roland weicht nach rechts aus, sieht aber Jakob nicht, der bereits neben ihm ist. Der Zusammenstoss ist unvermeidlich.
Beide stürzen jeweils nach links und rechts weg, ich bin direkt dahinter und mir bleibt fast das Herz stehen. Rolands Airbagweste löst aus und er liegt nach Luft ringend wie eine Schildkröte auf dem Rücken. Sein rechter Seitenkoffer wird abgerissen und schlittert polternd über den Asphalt. Im gleichen Moment fällt Jakob auf die rechte Seite und kommt mit seinem Helm einem Laternenpfosten erschreckend nahe.
Glücklicherweise ist ausser Materialschäden nichts passiert. Als sich alle wieder einigermassen gesammelt haben und der grösste Schreck vorbei ist beziehen wir das Hotel. Eine große Garage gibt es auf der anderen Strassenseite für die Motorräder.
Ziemlich zügig beginnt Vladi die Schäden zu inspizieren und hat auch schon Ideen was er tun kann.
Rolands Kofferhalter wird mittels Superkleber, Schwerlastkabelbindern und einer komprimierten Bierdose als Zwischenlösung fixiert. Das wird den Rest der Tour halten.
Jakobs Handguard ist abgerissen, kann aber auch wieder montiert werden. Der eingedrückte Sturzbügel wird mittels eines Spanngurtes wieder in Position gebracht.  Meine Aufgabe ist es die Schraubergemeinschaft mit Dosenbier aus dem nahegelegenen Supermarkt zu versorgen. Ganz nebenbei montiert Vladi noch die Zusatzscheinwerfer an Stefans BMW korrekt , damit er nicht ständig den Gegenverkehr blendet.
Am Abend kommen wir der Empfehlung unseres Hotels nach und steigen hinab in ein Restaurant, dass wir vermutlich sonst garnicht gefunden hätten.
Der junge Kellner findet schnell gefallen an unseren Sprachhürden und es kommt eine sehr angenehme ,lockere Atmosphäre auf. Das Menü ist einfach nur `fantastique`, wir werden mit den leckersten Speisen verköstigt und dem Kellner merkt man den Spass an , den er an seinem Beruf hat.
Wir werden einzeln mit Handschlag verabschiedet und bedanken uns herzlich für die tolle Gastfreundschaft.
Auf dem Flur zu meinem Zimmer begegnet mir noch eine fette Schabe, die allerdings unter der Tür ins Nachbarzimmer flüchtet, also alles gut.
Die Wassermelone habe ich heute nicht zu Gesicht bekommen.


Viele Grüße Tobi

tobster

Gerade hab ich´s rausbekommen:
Frejus Tunnel von Bardonecchia nach Modane.
Einfache Fahrt mit dem Motorrad fast 35 Euro. Eine der teuersten Mautstrassen Europas neben dem MontBlanc Tunnel.
Viele Grüße Tobi

Deko

Hat der Franzose wenigstens was hinter die Löffel bekommen ❓
Gruß Rolf

freddy_walker

hm, zum Glück nur Materialschaden.
Aber deswegen fahre ich ungerne in Gruppen.
Bin auf weitere Berichte gespannt.
Vielen Dank!
Gruß, Frederik - der jetzt 1VJ fährt :-)
XT600Z 1VJ Bj. 87, weiss-rot, 50.257km
T7 WR vielleicht
Original ist OK - aber ich fahre lieber.

tobster

Der Franzose war leider sofort weg und irgendwelche Verfolgungsjagden sparten wir uns lieber. Soeas macht meistens alles nur noch schlimmer.
Fahren in Gruppen ist kein Problem, hier wars halt der äussere Einfluss.


Tag 8 24.5.2023

Wir starten nach einem Frühstück an winzig kleinen Tischen. Allerdings muss man zugeben, dass wirklich alles vorhanden ist, was das Herz begehrt und nach Nachfrage auch nachgelegt wird. Der Hotelbetreiber ist sehr engagiert und gibt alles.
Wir holen die teilweise reparierten Motorräder aus der Garage und starten in Tag 2 ohne Regen. Bestes Wetter begleitet uns ab jetzt und wir sind nicht böse deswegen.
Der Hotelbetreiber hat uns noch eine Empfehlung zu einem wohl wunderschönen Pass gegeben, von dem die Aussicht wohl grandios sein soll.
Das entspricht genau unserer Routenplanung aber Stefan ist heute irgendwie nicht gut drauf ( liegt eventuell am Pastis vom Vorabend, nur eine Vermutung meinerseits) und extrem fokussiert. Er kachelt einfach über den Pass und die Aussichtspunkte als gäbe es Geld für den ersten , der ankommt. Auch eine Tankstelle lässt er links liegen. Äusserst ungewöhnlich für Ihn, der immer wert darauf legt, genug Sprit im Tank zu haben.
Einige Kilometer weiter wird es eng für Volker und seiner 1100er Honda. Er muss von Stefan fremdbetankt werden, zum Glück hat er einige Extraliter Sprit an Bord.
Wir verlassen Frankreich und die wunderschöne Region um Nizza und Monaco und fahren direkt auf das Mittelmeer zu. Die Küstenstrasse hat mit San Remo vermutlicherweise was zu bieten aber leider entpuppt sich das Ganze als eine absolute Katastrophe für Motorradfahrer. Einerseits sind wir wirklich froh und glücklich, das Mittelmeer vor unseren Rädern zu haben aber andererseits ist die Küstenstrasse einfach nur völlig verstopft und komplett mit geistesgestörten Psychopaten gefüllt. Wir nehmen uns nicht zurück aber alte Omas, die völlig hirnlos trotz Gegenverkehr überholen wollen und alles abdrängen , was da so auf der Fahrbahn ist, sind uns dann doch Zuviel. Hier gilt das Gesetz des Stärkeren. Wenn Du nicht ausweichst und dadurch überlebst hast Du halt Pech gehabt.
Stefan hat uns mal wieder einen ganz entspannten Tag versprochen. Scheisse , war das anstrengend zwischen Lieferautos , völlig geistesgestörten Omas und Schwachköpfen, denen Dein Leben einfach nur scheissegal ist, diese zugebaute und hässliche Küstenstrasse abzufahren!
San Remo ist ein grosser Name aber schlussendlich wirklich nur eine süditalienische Grossstadt, nichts weiter.
Wir kommen endlich an unserem Tagesziel Finale Ligure an und klettern mit den Motorrädern zwischen den Häusern hinauf zu unserem Hotel.
Wir sind sehr überrascht, das große Hotel ist schon etwas älter aber sehr gepflegt. Es gibt einen Pool, der auch sofort genutzt wird,( wir haben nach all dem Regen mittlerweile fast 30 Grad) und der Service ist sehr aufmerksam und freundlich.
Nach einer ordentlichen Dusche treffen wir uns direkt vorm Haupteingang, wo auch unsere Motorräder parken dürfen und gehen direkt an die Promenade zum Abendessen. Roland und ich bestellen uns eine Pizza Frutti di Mare und bekommen eine optische Sensation mit Muscheln aller Art und allem was dazu gehört.
Leider ist die Pizza völlig fad und schmeckt eigentlich nach garnix. Naja, zumindest sind wir davon auch nicht krank geworden.
Viele Grüße Tobi

Deko

Tip für die Pizza: Salz und schwarzer Pfeffer geht immer ☝️
Gruß Rolf

yamralf

Die Cozze mit Schale auf der Pizza zu servieren kann man machen, appetitlicher ist es aber ohne diese auf dem Pizzaboden.

War dem Küchenchef bei Touristen sicher zu viel Arbeit.
Eine Enduro putzen, ist wie Seiten aus der Bibel reißen.

Ich habe keine Gurkenallergie! Ich bin hyposensibilisiert!

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