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Zündfix auf dem Dach der Welt

Begonnen von Zündfix, 08. September 2013, 01:15:59

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Zündfix

Hallo an alle,

war mal wieder etwas unterwegs, diesmal ging es ein bisschen weiter weg als bisher.



Ich konnte einem Angebot der Firma MotoPort aus Varel , mich auf meine alten Tage als Fotomodell für die dänische Motorrad - Bekleidungs - Marke DANE zu verdingen, nicht widerstehen. Aber die eigentliche Verlockung bestand darin, daß die ganze Aktion im Himalaya stattfinden sollte . Kleidung von DANE sowie Motorräder der Marke Royal Enfield wurden gestellt und die ganze Tour samt Flug professionell organisiert.



Nun bin ich wieder runter vom Berg, etwas abgerissen und erschöpft, aber unbeschädigt.

Der Trip war in jeder Hinsicht weit mehr, als man sich überhaupt vorstellen kann. 1000 km indischer Überlandbus Delhi - Manali und zurück stellt an sich schon ein eigenständiges Abendteuer dar. Kern der Veranstaltung waren aber die 1200 km indische Bergstraßen, die Hälfte davon bestehend aus Schotter, Sand, Felsbrocken und losem Geröll. Auf der falschen Straßenseite (Linksverkehr), ohne Randsicherung, ständig auf der Hupe, bei Temperaturen zwischen 10 und 35 Grad, in Höhen zwischen 2600 und 5600 Metern, bei Regen, Hagel, Sandsturm, in Monsun - Wolken, zumeist aber bei strahlender Hochgebirgssonne und in kristallklarer extrem trockener Luft.



Nur zwei Teilnehmer blieben ungestürzt, der Rest hat sich wenigstens einmal auf den Bart gelegt, dank der zur Verfügung gestellten hervorragenden Schutzkleidung und der geringen gefahrenen Geschwindigkeiten hielten sich die Schäden an Reitern und Rössern jedoch in überschaubaren Grenzen.

Neben der kraftraubenden Fahrt auf unbefestigten Straßen - stundenlang in den Rasten stehend bei einer Höhe, die man in Europa nicht einmal als Bergsteiger erreichen kann - war die Verarbeitung der optischen, vor allem aber auch der olfaktorischen (Nase) Eindrücke eine echte mentale Herausforderung.



Und auch die für europäische Mägen sehr gewöhnungsbedürftige indische Küche, zusammen mit stark eingeschränkten Hygiene - Standards, sorgte für die eine oder andere "Unannehmlichkeit".



Indien und seine Menschen haben mich fasziniert. Die Landschaften sind großartig, die Menschen sind freundlich, zuvorkommend und immer hilfsbereit. Kein böses oder auch nur lautes Wort, Offenheit, Respekt, Geduld und Toleranz in einem Maße, welches uns Europäer bisweilen regelrecht beschämt hat.

Der Ritt meines Lebens !


Etwas Information über die von uns gefahrenen Straßen :

Indiens Zugang zum Dach der Welt ist der 475 Kilometer lange "Manali - Leh - Highway", der die Stadt Manali mit Leh, der Hauptstadt der Region Ladakh, verbindet. "Ladakh" heißt zu deutsch "Land der Pässe" , was für uns Tourteilnehmer wie eine Verheißung klang. Die Bezeichnung als "Highway" ist wörtlich zu nehmen, denn die Route führt über fünf der höchsten befahrbaren Bergpässe der Welt - darunter dem Lachulung La mit 5.059 Metern und dem Taglang La mit 5.325 Metern. Weil wir damit noch nicht zufrieden waren, setzten wir dem Ganzen noch eins drauf und befuhren den höchsten Pass dieser Erde , den Khardung La mit seinen 5600 Metern Höhe. Wenn man schon mal da ist.......
Wie oben schon erwähnt besteht der "Manali - Leh - Highway" im Gegensatz zu dem, was sich der Europäer unter einem "Highway" vorstellt, zu etwa der Hälfte aus Schotter, Sand, Geröll oder Schlamm .



Und der spärlich verteilte indische Asphalt steht mit seinen Frostaufbrüchen, Schlaglöchern und gemeinen manchmal kniehohen Wellen einer miesen Wellblechpiste in nichts nach. Die Straßen sind nicht ganz so steil wie an einigen Stellen in den Alpen. Ohne es genau nachgemessen zu haben, schätze ich die Steigungen auf maximal 15%, mehr würden die überladenen Tata - LKW nicht schaffen. Oft jedoch verläuft sie einspurig, immer ohne Randsicherung und an einigen Stellen herrscht ein reger LKW - Verkehr. Und die Brummis haben Vorfahrt . Immer !



Brücken sind einspurig und mit lose aufgelegten Stahlplatten als Fahrbahn versehen. Manchmal verrutschen die Platten in Fahrtrichtung , so daß man beim Drüberfahren die reißenden Fluten unter sich durch die Lücken sehen kann. Trick beim Drüberfahren : Augen zu und durch. Ansonsten lässt man den Blick besser nie von der Straße, denn das Versprechen des Reiseveranstalters lautet: "The road will never fail to challenge You". Eine nette Untertreibung !
Die Überwindung dieser Pässe bedeutete für alle Beteiligte eine große Herausforderung. Die dünne Luft führte zu Atemnot, Übelkeit, Schwindel und zu einem unangenehmen Element der Höhenkrankheit: Durchschlafstörungen, denen auch mit Hochprozentigem nur ungenügend begegnet werden konnte. Diese Faktoren und das unberechenbare Wetter (Schneefall im August ist durchaus möglich) tun ein Übriges, um den Manali-Leh-Highway zu einer der abenteuerlichsten Straßen der Welt zu machen.

Reißende Flüsse treten über die Ufer und überspülen den Fahrweg. Die Gipfel der Berge, die auch im Sommer schneebedeckt sind, die abwechslungsreiche Vegetation und die bizarre, zerklüftete Landschaft machen die Fahrt zu einer faszinierenden Reise. Zwischen Oktober und Mai ist die Straße wegen meterhohen Schnees gesperrt. Ab Juni setzt dann ein wahrer Run ein, um die abgelegenen Dörfer zu versorgen. Eine Kolonne von Lastern, Bussen, Pick-ups und Pkws bewegt sich dann Tag und Nacht dem Himalaya entgegen. Zahllose Militärkonvois nutzen die Straße.



Der Manali-Leh-Highway hat eine äußerst wichtige strategische Bedeutung. Immer noch streiten sich Pakistan, China und Indien um das Kaschmir-Gebiet, durch das die Straße führt. Die indische Armee hat Tausende Soldaten in den Bergen stationiert. Damit der Nachschub die Truppen erreicht, wird unermüdlich an der Straße gebaut.
Insgesamt waren wir 1200 km auf dieser Straße unterwegs, da wir uns außer dem Khardung La auf dem Rückweg auch noch einen Abstecher zum Tso Kar, einem abgelegenen Salz - See, gegönnt haben .

Die ganze Geschichte als kommentierte Bildersammlung findet ihr hier :


https://picasaweb.google.com/103243005247788583332/Himalaya2013DerRittMeinesLebens



Eine Liste weiterer lohnender Links zu unserer Himalaya-Tour :

Trailer:

http://www.youtube.com/watch?v=4MSQIXNxRuY&feature=c4-overview&list=UUEwPq07JsT18v7ZM-1SqNNA

Reisebericht von Stefan Maderner:

http://www.bikeundbusiness.de/markt/articles/414592/

Reisebericht  Peter Markreiter:

blog.markreiter.eu

Dazu passend die Bildersammlung von Peter
https://plus.google.com/u/0/photos/106131892751845350380/albums/5912202943345916817?partnerid=gplp0

Eine Sammlung von Videos früherer Touren auf dem YouTube – Portal unseres Veranstalters, jedes einen Klick wert:
http://www.youtube.com/user/motoexpeditions/videos

Doku auf YouTube über die gesamte Strecke, aus der Perspektive zweier indischer Trucker. Der beste Film, den ich zu diesem Thema gefunden habe. Nicht verpassen !
http://www.youtube.com/watch?v=jGtuYLlEdp4

Zum Schluß ein dickes Dankeschön an:

Moti, unseren professionellen und mit unkaputtbar guter Laune versehenen Guide.
Ramen, den begnadeten Alteisenschrauber . Ein menschgewordenes Schweizer Taschenmesser.
Das DANE - Team, bestehend aus Jens und Sven, weil sie diese Reise geplant, perfekt organisiert, eine super Truppe zusammengestellt und die (für mich geniale) Idee hatten, daß ich dabei sein sollte.
Und an Gina, meine beste aller Hälften, die nach anfänglichem Entsetzen bezüglich meines Reiseziels ihre Ängste besiegte und sogar darauf drängte, daß ich diesen Trip jetzt mache und nicht damit warte, bis ich nicht mehr auf den Bock steigen kann .


M.f.G.,
Zündfix

Matze

#1
Phantastisch............die Fotos...........die Kommentare..................das muß eine geile Tour gewesen sein  :o :o :o

Wie kommt mann an so etwas ran ?   ?   ?    ?



Gruß Matze

Hoffie

Klasse Trip, sehr schöne Bilder,toller Kommentar!Super!!!!!!!!!!!!!!!


Hoffie
Man sollte es kaum glauben,aber es gibt noch Blindere unter den Blinden!

Tenere-Traveler

Moin Zündfix, muß mich anschliessen, genial fantastisch  /laola/

Die Hälfte der Fotostrecke durch, den Rest werde ich mir für heute abend aufheben, toll.
Mein Favorite bis jetzt "Links du Arsch" . Ähnlich nur nicht so ausdrucksstark haben wir es früher aufs Tacho in GB geklebt  /beer/

/tewin/

Zündfix

Zitat von: Matze am 08. September 2013, 08:04:48
Phantastisch............die Fotos...........die Kommentare..................das muß eine geile Tour gewesen sein  :o :o :o

Wie kommt mann an so etwas ran ?   ?   ?    ?



Gruß Matze

Moin Matze,

nach dem derzeitigen Stand der Dinge wird die Firma MotoPort im August 2014 dieselbe Tour wieder veranstalten. Die Teilnahme geht so:
Man bewirbt sich mit Beschreibung eigener Eigenschaften, Motorradaktivitäten und sonstigen Dingen, von denen man meint, daß sie interessant sein könnten. Der Veranstalter muß aus den Bewerbern 10 Leute finden, die hoffentlich zusammenpassen und so den Trip überstehen, ohne sich an den Hals zu gehen, denn die Strapazen legen bisweilen die Nerven blank und können den Einen oder Anderen an den Rand seiner Belastbarkeit bringen. Bewerbungen im Stile   "...weil ichs kann...", "...weil ich der Größte bin...", "...ich war schon überall und zeig Euch, wie es geht..." landen in der Rundablage P .

Kontaktaufnahme über www.motoport.de, dort "Cheffe" Jens Föhl ansprechen.

Falls Du ohne MotoPort und selbst organisiert reisen möchtest, kannst Du auch Kontakt mit www.motorcycleexpeditions.com aufnehmen. Der dortige Chef Buddhi Singh Chand hat mit 19 Jahren diese Geschäftsidee erstmals umgesetzt und macht seit 16 Jahren pro Saison circa 10 Touren. Dementsprechend professionell läuft das Ganze, perfekt bis ins Detail. Das indische Verständnis von "Dienstleistung" ist sehr viel weiter entwickelt als in Deutschland, Du wirst Dich wohl fühlen.

Alternativen zur beschriebenen Tour werden dort auch angeboten, mit dabei sind Nepal, Buthan, China oder alternative Touren in Indien .

Saison ist Juli bis September, den Rest der Jahres ist die von uns befahrene Strecke unter Schnee begraben. Fitness ist unverzichtbar,
gute Ausrüstung ebenfalls, vor allem die Stiefel müssen einiges aushalten. Und die Motoradkombi sollte von 35 bis 0 Grad tauglich sein. Beste Kopfbedeckung ist ein Cross - Helm mit einer Cross - Brille, unter der noch eine wirklich UV - dichte Sonnenbrille Platz hat. Unverzichtbar: Ein Schlauchtuch (Buff, HAD oder ähnlich), denn man frisst Unmengen Staub.

Und weil man trotz aller Vorsicht sich mit Sicherheit einen Darmkeim einfangen wird, empfehle ich zwei Medikamente, die man dabei haben sollte: "Perenterol forte", eine 50er Packung, die man 3 x täglich einnimmt, 4 Tage vor der Reise damit beginnt und während des ganzen Trips durchgehend nimmt. Naturheilkunde, keine Chemie, besteht aus konzentrierter Bierhefe und ist ohne Rezept erhältlich. Und für den Fall, dass man dann doch von Flitzekacke geplagt wird: "Loperamid akut", bis zu 6 Tabletten täglich, ebenfalls frei erhältlich. Impf - respektive Reisemedizinische Beratung durch den Hausarzt nicht vergessen. Und an das Visum denken, das bis zu 4 Wochen brauchen kann.

M.f.G.,
Zündfix

Zündfix

Nachtrag:

Inzwischen befindet sich der Film zum Trip auf Youtube. 12 Minuten, die Ihr besser nicht verpasst!

http://www.youtube.com/watch?v=TaycWJaG5jk&feature=c4-overview&list=UUEwPq07JsT18v7ZM-1SqNNA

Danke an Stefan (Kamera) und Lukas (Schnitt) Maderner.

M.f.G.,
Zündfix

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