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"Tutorial": Abgedrehten Bremsbelag-Gleitstift austreiben

Begonnen von SeparateReality, 11. Oktober 2020, 16:15:18

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SeparateReality

Hallo liebes Forum!

In meiner Vorstellung habe ich erwähnt, dass ich hier gerne auch Informationen geben - und nicht nur nehmen - möchte. Daher möchte ich hier mein Prozedere zum Austreiben eines abgedrehten Bremsbelag-Gleitstifts (aka Haltebolzen) mit euch teilen, vielleicht hilfts ja dem einen oder anderen!

(Der Volltsändigkeit halber möchte ich erwähnen, dass die beschriebene Vorgehensweise bei mir funktioniert hat - ich übernehme keine Garantie dafür, dass das eine universelle Methode ist die bei anderen auch funktioniert. Nachmachen also auf eigene Gefahr!)

Zur Vorgeschichte: was ist passiert? Bei meiner XTZ 750 waren die hintere Bremsscheibe und die Beläge auszutauschen. Also flugs Ersatzteile besorgt und ans Schrauben gemacht. Die Ernüchterung kam ziemlich schnell: ich habe die Innensechskant-Aufnahme eines Belag-Gleitstiftes sauber abgedreht. Alle Versuche, diesen noch zu lösen schlugen mit den gängigen Mitteln fehl: Wärme, tagelang WD40, größere Torx einklopfen, sanftes Hämmern, festeres Hämmern, nichts hat funktioniert - der Gleitstift saß absolut fest. Der zweite ging verhältnismäßig leicht auf.

Nun kam es zur Überlegung wie ich den Gleitstift rauskriege, ohne den Bremssattel zu ruinieren. Ich bin mit viel nachdenken wie folgt vorgegangen:

1. Mein Glück war, dass der Ex-Innensechskant schön mittig abgenudelt war und der zweite Gleitstift als "Vorlage" vorhanden war. Ich habe begonnen, den Gewindekopf in Halbmillimeter-Schritten aufzubohren, und zwar so tief bis das Gewinde aus war. Ich wollte ja den Bremssattel nicht beschädigen und konnte am zweiten Gleitstift Maß nehmen. Gebohrt habe ich bis ca. 0,5 Millimeter weniger als der Kerndurchmesser des Gleitstifts.

2. Nachdem auf entsprechende Tiefe gebohrt war (kurz bevor der Gewindeteil aus ist) habe ich mit dem anderen Gleitstift von der Rückseite des Bremssattels den Stift-Teil des abgedrehten Gleitstifts ausgehämmert. Nachdem man von der anderen Seite ran kommt, ging das ohne Probleme. Als Resultat war der Gleit-Teil heraußen und es steckte nur noch das Gewinde im Bremssattel.

3. Mit dem Dremel und entsprechendem Schleifaufsatz habe ich begonnen, das festsitzende Gewinde von innen anzuschleifen. Gaaanz sachte mit viel optischer Kontrolle, so lange bis ich die Gewindeaufnahme im Bremssattel erahnen konnte.

4. Mit einem kleinen Schlitzschraubenzieher habe ich begonnen, die Gewindereste des Gleitstifts nach innen (also Richtung der Mitte des Lochs) auszuklopfen. Das ging auch gut, ohne die Gewindeaufnahme im Bremssattel zu beschädigen, mit der Spitzzange konnte ich dann schon ein paar größere Teile des Gewindes herausziehen.

5. Als ich mit dem Schraubenzieher nicht mehr weitergekommen bin (wegen zunehmends flachem Angriffswinkel) habe ich den zweiten, heil gebliebenen Gewindebolzen kurzerhand zum Gewindeschneider umfunktioniert. Ich habe das Gewinde leicht konisch angeschliffen  und zusätzlich solche "Kanäle" quer zum Gewinde eingefeilt, wie sie bei normalen Gewindeschneidern auch vorhanden sind (siehe Anhang!). Zuvor wurde natürlich noch im freien Loch des zweiten Gleitstifts getestet, ob das Gewinde sich auch gut drehen lässt.

6. Mit dem selbstgebastelten Gewindeschneider hatte ich den Vorteil, diesen durch den Stift-Teil zentriert einführen zu können. So habe ich ebenfalls gaaanz sachte und mit mehrmaligem (!!) ein- und ausdrehen kleinweise weitere Teile des festgebackenen alten Gewindes herauslösen können.

7. Als ich mit dem Gewindeschneider fast schon auf der normalen Eindrehtiefe war, ging durch den konischen Anschliff des Schneidgewindes nichts mehr weiter. Hier nahm ich wiederum den Dremel zur Hand, um die letzten Reste (etwa 3-4 Gewindegänge) auszuschleifen. Zu meinem Glück löste sich der restliche Gewindeteil zur Gänze und konnte mit einem entsprechend großen Schlitzschraubenzieher ausgedreht werden.

Mit den besorgten Ersatzteilen habe ich abschließend vorsichtig getestet, wie es um das geschnittene Gewinde stand, und ich hatte Glück alles gut erwischt zu haben: es waren keinerlei Probleme beim Ein- oder Ausdrehen zu bemerken! Auch bei der endgültigen Montage ließ sich der Gleitstift problemlos mit dem entsprechenden Drehmoment festziehen.

Als Fazit bin ich froh, diesen Weg gefunden zu haben! Vor allem, nachdem sonst rein gar nichts funktioniert hat um das Gewinde zu lösen. Das dürfte echt dermaßen festgebacken gewesen sein..

Also, vielleicht kann ja jemand mit einem ähnlichen Problem hier ein paar Anregungen mitnehmen!  :)

Cosmo

Danke für's teilen.
Beste Grüße


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Heimweh nach der Ferne.

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