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Verständnisfrage zu Gabelfedern / Dämpferfedern

Begonnen von Tussi, 27. Januar 2024, 23:27:01

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Tussi

Ich interessiere mich gerade für (andere) Gabelfedern für die Tenere 700.
Ich habe gelesen das es:
- lineare Gabelfedern
und
- linear-progressive Gabelfedern (z.B. Hyperpro)
gibt.
Zudem werden Federn mit einem höheren Nm-Wert angeboten (auch für hinten, wofür es auch beide Federtypen gibt).

Die Erklärungen für beide Federtypen lesen sich positiv und versprechen besseren Komfort.
Welcher Typ ist denn aber nun wirklich die bessere Feder?
Ich verstehe es nicht.
Was linear und progressiv ist weiß ich natürlich, welche Feder ist aber das bessere Prinzip?

Gruß
Tenere 700 (DM11) & Tenere 700 (DM15)
diverse An- und Umbauten

hakim

#1
Hallo,
versprochen wird viel - so suchst du die passenden Federn aus:
1.Fahrergewicht: passende Federrate in N/mm ("Federhärte") zum Fahrergewicht (in voller Montur + Helm) + eventuelle Zuladung bestimmen. Für vorwiegende Solofahrten reicht das Fahrergewicht, für hauptsächlichen Urlaubseinsatz mit größerer Zuladung die Federrate von vornherein etwas höher wählen, statt dafür die Federvorspannung hochzudrehen.
2.Fahrstil und Untergrund: für "Offroadwandern" hält man die Federn eher etwas weicher für besseres Ansprechen und Schluckfreudigkeit. Für schnelle Offroadrally nimmt man dagegen etwas härtere Federn.
3.Lineare Federn sind in meinen Augen immer die erste Wahl. Sie sind nicht ohne Grund meist Standard: die Federrate ist durchgängig gleich, was ab Werk eine saubere Konstruktion des Fahrwerks erlaubt (Auslegung der Umlenkung am Federbein, Charakteristik der Dämpfung, Durchschlagschutz).
4.Die im Zubehör angebotenen "progressiven" oder "linear-progressiven" Federn versprechen eine Verbesserung. Am Beispiel HYPERPRO:
- Die HYPERPRO-Gabelfedern sind nicht echt progressiv, sondern nur doppelt-linear - was auch mal als linear-progressiv bezeichnet wird. Oben sind diese Gabelfedern über vielleicht 10cm enger ("weicher") gewickelt. Dadurch verbessert sich das Ansprechverhalten der Gabel. HYPERPRO macht leider keine Angaben zu den beiden Federraten. Ich hatte diese Gabelfedern an meiner T700 und würde behaupten, daß deren Grundhärte derjenigen der Serienfedern nahe kommt, wobei das Ansprechverhalten tatsächlich etwas besser wird.
- Die HYPERPRO-Federbeinfeder ist den Produktfotos nach echt progressiv gewickelt. Stimmt das soweit, dann läßt sich ohnehin keine Federrate angeben. Man kann als Kunde nicht einschätzen, wie diese Feder dann zur Umlenkung und zur Dämpfungscharakteristik passen wird.
Meine Meinung: ein Umbau der Gabel auf doppelt-lineare Federn bringt etwas besseres Ansprechen, ohne weitere Abstimmung auf z.B. ein höheres Fahrergewicht. Kann man machen. Braucht man jedoch eine andere Federrate als Serie, empfiehlt sich der Einbau einer entsprechenden, linearen Feder, zwingend begleitet von einer Änderung der Dämpfungseinstellung oder gar der Überarbeitung der Innereien, bis hin zum Einbau einer in sich abgestimmten Cartridge ("Dämpfer-Feder-Patrone"). Einen Umbau des Federbeins auf eine echt progressive Feder sehe ich kritisch. Zum einen, weil die Umlenkung bereits für eine Progression der Federwirkung sorgt. Eine nochmalige Progression "drüberzulegen" ist technisch nicht sauber. Dies kann sich gut oder schlecht auswirken, das merkt man erst nach dem Kauf. Zum anderen, weil die gesamte Dämpfungscharakteristik des Federbeins auf eine lineare Feder abgestimmt ist. Der Tausch gegen eine Feder mit echt progressiver Kennlinie würde eine Feinabstimmung der Dämpfung erfordern, die mit der Konstruktion dieses Serienfederbeins wohl garnicht umsetzbar ist. Von daher würde ich für die Hinterhand der T700 anraten, bei Bedarf an einer anderen Federrate entweder im Serienfederbein nur die Feder zu tauschen gegen eine weichere oder härtere, aber lineare, und danach die Einstellungen von Dämpfung und hydraulischer Vorspannung anzupassen. Oder zu einem Komplettfederbein zu greifen, auch hier am besten nur mit linearer Feder - wegen der Problematik der "Aufdoppelung" auf die ja immer noch vorhandene, serienmäßige Umlenkung.
Hakim

tam91

Hallo
Alles sehr richtig
Ich meine Progressive Federn sollten nur bei Federbeinen eingesetzt werden die keine progressive Umlenkung haben, in diesem Anwendungsfall können sie sinnvoll sein. bei allen Umlenkungen mit progressiver Charakteristik (also fast alle Japanischen Monofederbeinlösungen) Finger weg davon da begibt man sich in ein Minenfeld, da man eine doppelte Progression erhält die zu ganz seltsamen Dingen führen kann.
Ich persönlich habe in meiner alten Super Ténéré dopplet lineare Federn drin, die dem Ansprechverhalten um die Nullage gut tun und ansonsten etwas Straffer als die Serienfedern sind, was gut funktioniert, hier ist ja aber auch keine zusätzliche Progression im Spiel.
Gruß
Christoph

Tussi

Danke für die Aufklärung und Hinweise.
Durch die verbaute Tieferlegung (-30 mm) und > 80 kg Fahrer-Komplett-Gewicht macht hinten wohl eine lineare 85Nm-Feder Sinn.
Vorn soll man im gleichen Rahmen auch die Federhärte erhöhen. Also 6.0 bis 6.2 Nm vermutlich. Vermutlich auch linear. Die Federhärte der Hyperpro-Federn soll auch leicht über den Serienfedern liegen.

Gruß
Tenere 700 (DM11) & Tenere 700 (DM15)
diverse An- und Umbauten

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