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Basel-Tendapass-LGKS?-2802m-CombeLaval-Basel in 5 Tagen

Begonnen von airmaria, 15. August 2010, 19:44:18

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airmaria

#45
Hm, ich war in Imperia und ein Blick auf die grobe Karte klärte schnell auf: hier wollte ich so nicht unbedingt hin. Am Wasser weiter nach Sanremo, dort konnte ich immerhin schön das ein oder andere innerstädtische Duell mit ortsansässigen Rollercliquen ausfechten, mit Auto wäre ich wohl dort noch einige Stunden länger festgehangen. Im Augenwinkel erblickte ich plötzlich einen Dampfstrahler an einer Tanke, saugute Gelegenheit, den Staub loszuwerden. Selber bedienen war nicht, ne Komplettwäsche sollte 15 Euro kosten.
Aufgrund meiner Erfahrungen mit festgefressenem Pistenstaub aus Portugal liess ich die Jungs machen. Sie gaben sich auch grosse Mühe, sprühten hier ein Mittelchen, da eine Lösung, wuschen wieder von Hand, dampften ab, lederten, bliesen mit Druckluft heikle Stellen aus? und irgendwie stellte ich am Ende fest, dass die Karre zwar ordentlich sauber war, aber meine polierten Aluteile auch ein wenig matter durch das scharfe Reinigungszeugs.

Lektion 3:
Waschen kann gefährlicher sein, als LGKS!


Gut, kein Beinbruch, würde sich wohl wieder richten lassen. Schwenk nach Norden, ab nach Frankreich.
airmaria

Bild 43: Waschen in Sanremo

airmaria

Bil 44: im Gegensatz zur Dicken blieben die Füsse staubig

airmaria

Das hatte nun alles etwas Zeit gekostet, am Abend erreichte ich dann endlich die Piste zum Col de Turini. Es hatte wohl ordentlich geregnet, die Strasse war nass, aber schon wieder am trocknen? besser so, als Wasser von oben, also rein in die Kurven.
Was war das nun?! Meine Vorderbremse hatte neuerdings 2 Druckpunkte: bis zum ersten spürbaren Widerstand nur leichte Bremswirkung, selbst bei vorsichtigster Kraftdosierung von dort aus plötzlich einsetzende starke Verzögerung. Eine Kombination, die man sich auf nasser rutschiger Piste nicht so wirklich wünscht, nach mehrmaligem kräftigen Betätigen verschwand das Phänomen zwar für eine kurze Zeit, kam dann aber wieder. Auch ein Waschschaden, oder doch eher Staub an den Kolbengummis, oder sonstwas?
Was auch immer, ich musste weiter, es drohte jederzeit zu regnen und es wurd langsam dunkel?
airmaria

Bild 45: rauf zum Col de Turini

airmaria

Es wurde langsam Zeit, den Tag zu beenden: das Wetter drohte wieder Richtung Regen zu drehen.

Bild 46: aufziehende Nebelfelder und Regenwolken am Col de Turini

airmaria

Gegen 20 Uhr war ich oben am Col de Turini angelangt, dort hatte es drei Herbergen: die erste voll belegt, die zweite? usw.
Nichts zu machen, das war die Sache mit der Reservierung. Ne Cola geschlürft und dann weiter, auch wenn sämtliche Knochen und andere Baugruppen so langsam nach Auszeit riefen, ich fuhr zwangsläufig weiter schon mal grob in die Richtung der weiteren Planung? es wurde dunkler und begann immer stärker zu regnen?
airmaria

Bild 47: würde ich in diesem malerischen Örtchen unterschlupf finden?

airmaria

#50
Kaum bog ich um die Ecke in dieses Örtchen (La Bollène-Vésubie) ein, prasselte es aus allen Eimern nieder... ich konnte mich gerade noch unter ein Festzelt - für welches Volksfest auch immer ursprünglich dahingestellt - flüchten. Dort traf ich einen Einheimischen älteren Herrn, Hotels bzw. freie Betten gäbe es hier nicht mehr, soweit meine nicht vorhandenen Französisch-Kenntnisse eine Deutung der Laute zuliessen.
Jetzt schlug die Sternstunde meines Navis: Points of Interest abgerufen, schon flackerte ne Liste der naheliegenden Schlafmöglichkeiten aufm Schirm. Nachdem der starke Schauer nach ca. 30 min im Wesentlichen abgeklungen war, fand ich so in Lantosque Unterschlupf.
Puh, was ein Tag, kein Mittagessen, kein Abendessen, koordinations- und kraftmässig kaum noch in der Lage den Zündschlüssel sinngerecht zu betätigen, aber ich hatte die LGKS geschafft. Ich! Nicht irgendwer, der mit Stollenreifen geboren wurde und abschätzig meint, die LGKS sei ne ordinäre Strasse, kein Gelände? Nein! Ich mit meinem dicken Ungetüm ohne jegliche Offroaderfahrung hatte mich dort hinbegeben. Nicht, weil es Sinn machte? sondern weil ich es wollte! Gute N8!
airmaria

Eifelscout

Hallo airmaria
Sehr schöner Bericht mit tollen Bildern und RESPEKT , das Du das mit Deiner Straßenbereifung so gut hinbekommen hast .
Gruß
Mario

airmaria

Danke für die Blumen, aber die Tour ist noch nicht ganz fertig, auch wenn das Highlight sicherlich die LGKS war:
es sind noch 2 von 5 Tagen übrig, für Tag 4 standen die ?AchtundZwanzigNullZwei? auf dem Menüplan, ja, wenn das Wetter denn mitspielen würde. Der angekündigte Regen war schliesslich am Vorabend gekommen und hätte mich nun die letzten 2 Tage den Voraussagen nach begleiten sollen. Üblicher Kontrollblick direkt nach erstem Augenaufschlag aus dem Fenster: blaue Anteile am Himmel und Sonnenstrahlen! Schnell Kilometer fressen, solange noch solche Konditionen vorherrschten.
Über den Col St-Martin und einem Abstecher zum Col de Laval près Isola (hier war oben tatsächlich Durchfahrt verboten und Umdrehen angesagt) ging es weiter Richtung maximaler Vergaserbelastungsstrecke?
airmaria

Bild 48: früh morgends am Col de Laval près Isola, streckenweise noch feuchtes Geläuf aber Wetter wieder schön!

airmaria

Die 2802 stehen für den Col de la Bonette, den ?offiziell höchsten legal befahrbaren Pass der Alpen?. Naja, hoch allein ist ja nun nicht schwierig, es sei dann, man ist ST-Treiber:
mit Originalbedüsung hatte meine Dicke vor Jahren schon erste Schwierigkeiten bei ?schwindelerregenden? Höhen grösser 1000m bekundet, welche sich ab 1200m in schwerwiegende Asthmaanfälle wandelten und bei ca. 1500 Höhenmetern in totalen Kreislaufkollaps und Unfahrbarkeit gipfelten.
Nach Implantation eines Dynojet Stage II Kits einschliesslich zugehöriger K&N-Filterchen hatte ich diese Höhenkrankheiten immerhin um fast 1000m nach oben verschieben können. Vor einiger Zeit am Stilfser Joch litt meine ST dann auf den letzten 200 Höhenmetern jedoch immer noch unter erheblicher Verfettung und verschluckte sich heftigst unter allzu forschem Gasgeben. Daraufhin hängte ich die Nadeln noch eine Kerbe tiefer, bin seither aber nicht mehr so extrem hoch gewesen. Der Durchschnittsverbrauch hatte sich nebenbefundlich bei gleicher Fahrweise auf fast die Hälfte im Verhältnis zur Originaleinstellung reduziert, das konnte doch fast nicht mehr zu fett sein?!
Der Col de la Bonette würde den richtigen Prüfstein abgeben. Nach zunächst holprigem Einstieg entfaltete die Stecke mehr und mehr Rennasphaltqualitäten, sehr schöne Gegend, klasse Kurven, welche sich unter stetiger Steigung den Berg hinauf schraubten?
airmaria

Bild 49: verlassene Kaserne Camp des Fourches, hier geht die Strecke dann mitten durch

airmaria

Bild 50: schon fast oben auf dem Col de la Bonette

airmaria

Diesen Hügel müsste sich jeder, der an seiner ST Vergasereinstellarbeiten vornimmt und kein Lambdamessgerät und ähnliches zur Hand hat, vor die Haustüre wünschen: alle paarhundert Meter zeigte ein auch während der Fahrt sehr gut lesbares Schildchen die aktuelle Höhe an!

2600m: erstes leichtes Murren bei zu starkem Zug am Kabel
2750m: Beschleunigung aus der Kehre heraus nicht mehr zu empfehlen, erstes Verschlucken
2802m: dennoch gut erreicht unter vorsichtiger Gas-Dosierung auf den letzten Metern

Oben angekommen bildeten die Massen eine Traube um ein Steinstückchen, die Felsnadel mit Gedenktafel zu Ehren der Strassenerbauer auf 2802m. Jeder liess von sich das obligatorische ?Ich-habe-den-Berg-besiegt-Foto? knipsen, niemand dort wird wohl auch nur annähernd die besonderen Schwierigkeiten für einen ST-Treiber nachvollzogen haben können? o.k., den gequälten Radfahrern wollen wir auch noch ein wenig Respekt zollen.
airmaria

Bild 51: regelmässiger Höheninfoservice

airmaria


airmaria

Weiter ging es über den nahegelegenen Col de Restefond dem eigentlichen Abschlusshighlight der 5-Tagestour, der Route de Combe Laval, entgegen. Irgendwie hatte ich mir dafür nur irgendeinen Punkt grob im Zielbereich in meinem Navi markiert, auf der D199. Den Rest würde ich dann schon vor Ort aufsuchen, hatte ich mir wohl gedacht, wenn ich nochmal so im Nachhinein drüber nachdenke. Diese Tagestour sollte auch eigentlich nicht ganz so lang sein, wie die anderen. Vielleicht war es auch wegen des Col de la Machine als zentralen Verkehrspunkt in der Nähe, der alleine schon wegen seines Namens befahren werden wollte und auch wirklich schön war.
Beim Abbiegen auf die D199 trieb mir ein olles Schild Angstschweiss auf die Stirn: da stand was von wegen geschlossen, aber bis irgendeine Aussichtsplattform frei? oder so ähnlich?!
Konnte doch nicht sein, dass ich hier nen hunderte Kilometer langen Schlenker hinlege und dann das Objekt des Begehrens nicht zugänglich sein würde! Das konnte nicht wahr sein!!! Kräftig am Kabel ziehend näherte ich mich dem vermeintlichen Ziel.
airmaria

Bild 53: gesperrt?!

airmaria

Gesperrt, wirklich gesperrt? Nein, ich schob das Git? ähm, Quatsch, sowas würden wir doch niemals tun! Nochmal! Also, ich näherte mich mit maximal zulässiger Geschwindigkeit, als plötzlich und unverhofft ein Zaun die Strasse versperrte. Vor Schreck griff ich kräftig in die Bremse, worauf sich mein Vorderrad mit vollständiger Blockade bedankte. Daraufhin verlor mein Hinterrad den Bodenkontakt und zog den Rest der ST einschliesslich des Betreibers in die Höhe, unter formvollendeter Vorwärtsrolle überwanden wir so das Hindernis und landeten sicher, wenn auch ein wenig verdutzt, auf der anderen Seite?
Mir blieb ja nun nichts anderes übrig, als weiter zu fahren, denn hinter mir war der Weg versperrt. Ich schaffte gerade nur eine einzige grössere Kurve, dann war es aus!
airmaria

Bild 54: massiver Felssturz

airmaria

Über diesen massiven Felssturz konnte ich die Dicke nun wirklich nicht schieben, das war utopisch! Angestrengt versuchten meine grauen Zellen eine Weg-Zeit-Berechnung aufzustellen: würde ich irgendwie aussenrum noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang zu dieser atemberaubend in den Fels gehauenen Strecke gelangen können, welche ich recht bald hinter diesem Felsenhaufen vermutete? Vielleicht liesse sich ein dortiges Zäunlein mit einem ähnlichen Stunt bezwingen? Oder besser zu Fuss von hier aus die Strecke begehen? Zu Fuss? Nö, noch war Licht, es könnte klappen, also fahren. So kurvte ich im Abendlicht durch das wunderschöne Gebiet Vercors?
airmaria

Bild 55: Aquädukt von Saint Nazaire en Royans mit Schaufelraddampfer

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