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Schnäuzelchen

Bremsen unbefriedigend

Begonnen von hannesf, 28. April 2017, 22:51:22

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hannesf

Hi,

ich bin jetzt meine 3yf nach dem kauf und einem sofortigen Bremsbelagwechsel ca 400km gefahren und bin nach wie vor ziemlich verwundert über die grottige bremskraft. Bei beiden Bremsen habe ich die Bremsflüssigkeit erneuert.
Die Vordere Bremse ist so gut, dass ich warscheinlich ohne probleme das Rad blockieren könnte - incl einem guten Druckpunkt. Hinten ist es eine ganz andere Geschichte: Wenn ich zu zweit auf dem Moped sitze muss ich schon ziemlich auf die hintere Bremse gehen um sie zu blockieren. Normal? Das zweite was mir aufgefallen ist, und was ich nicht so recht verstehe ist, dass die hintere Bremse leicht schleift (moped auf dem hauptständer und rad drehen, dann hört man es) sollte ich mir da sorgen machen? was ich da nicht verstehe, ist wie die Bremsbacken sich eigentlich überhaupt zurückziehen - im endeffekt baue ich doch mit dem Bremskolben nur druck auf die scheibe auf, für den Weg zurück gibt es nicht wirklich eine aktive Kraft oder?

Vielleicht kann da ja jemand etwas klarheit verschaffen ;)

Danke!!

Apocalyptic_rider

Hallo hannesf,

hier ist Daniel aus Hilden.

Ich habe seit Ende letzten Jahres eine XTZ660, 3YF, Baujahr 1996, seinerzeit mit knapp 40.000 km gebraucht gekauft.

Ich kann Deine Erfahrung mit der Hinterradbremse nur bestätigen.

Generell scheint es aber so zu sein, dass gerade bei unseren Maschinen die Hinterradbremse nur ca. 30 Prozent der gesamten Bremsleistung ausmacht, das ist wohl vollkommen normal, das haben mir schon viele Profis mitgeteilt, die sowas auch gelernt haben...

Keineswegs darf man die Bremsleistung von Vorder- und Hinterradbremse gleichsetzen.

Nun zu Deiner Frage, wie sich die "Bremsbacken zurückziehen".

Ich habe im Januar unter Anleitung eines befreundeten Zweiradmechaniker den kompletten hinteren Bremssattel ausgebaut, gereinigt und überholt und dabei eine Menge gelernt.

Du hast sicher recht, Du baust mit dem Bremskolben Druck über die Bremsbeläge auf die Scheibe auf, aber tatsächlich gibt es eine Kraft, die den Kolben wieder "zurückzieht".

So unglaublich das klingt, hierfür ist wohl die Dichtung verantwortlich, die den Bremskolben nach außen abdichtet.

Schau Dir das ganze einmal an, die sieht aus wie eine Mundharmonika, die dehnt sich natürlich nach vorne aus, wenn der Kolben gedrückt wird,  wenn dann aber kein Druck mehr auf den Kolben besteht, dann zieht sie sich wieder zurück, quasi wie ein kleines Gummiband und nimmt dann natürlich den Kolben mit zurück.

Das Ganze funktioniert natürlich nur, wenn der gesamte Bremssattel sauber ist, wenn nichts klemmt, wenn nichts verrostet ist, wenn alles sauber geschmiert ist.

Dann funktioniert das mit dem zurückziehen ganz einwandfrei und dann schleift auch nichts.

So ein Schleifen kann natürlich viele Ursachen haben, meistens ist es Dreck zwischen Bremsbeläge und Bremsscheibe, eventuell hat Deine Bremsscheibe sogar einen leichten Schlag, aber gerade bei älteren Maschinen ist es wohl so, dass der gesamte Bremssattel gereinigt werden muss, auch sollte der Bremskolben einmal ausgebaut und gereinigt und neu geschmiert werden, denn der Bremskolben muss ganz sauber laufen, hat er sich irgendwo fest gerüstet oder läuft er einfach nur schwer zurück, dann hast Du eben dieses Schleifen, weil ihm der Kolben nicht mehr zurückgeht....

Neben der Ténéré habe ich einen 125 Piaggio Roller,  der hat eine Scheibenbremse vorne, die hat gerade im Winter nicht nur geschliffen, sondern lag nahezu fest an, das hat mich sehr gewundert, weil ich den Roller seinerzeit immer zum Piaggio-Händler gebracht habe, der sich damals noch um alles gekümmert hat.

Als ich nun soweit war, mir den Bremssattel einmal selbst anzuschauen, musste ich feststellen, der Händler hatte zwar die Bremsbeläge gewechselt, aber den Bremssattel an sich kein bisschen gereinigt.

Ich konnte den Kolben fast nicht mehr zurückstellen, so verdreckt bzw. angerostet war er.

Wenn Deine Bremsscheibe keinen Schlag hat und auch die Bremsbeläge und der Kolben an sich optisch noch in Ordnung sind, dann kann ich Dir nur raten, entweder alles professionell überholen zu lassen oder es auch mal selbst zu wagen.

Du wirst erstaunt sein, wie sauber und einwandfrei alles nach einer gründlichen Überholung wieder läuft, da schleift nichts, keine Geräusche, sauberer Druckpunkt, der Kolben geht vollständig wieder zurück, alles fast wie neu...

Es ist die Arbeit wirklich wert.

Wenn Du Fragen hierzu hast, kannst Du Dich gerne an mich wenden, ich helfe gern, ich muss aber darauf hinweisen, dass ich das Ganze nicht wirklich beruflich gelernt habe und das hier mitgeteilte sich nur auf meine Erfahrungen stützt.

Hoffe, ich konnte Dir erstmal helfen...

Gruß







Apocalyptic_rider

Nachtrag zu meiner Antwort von eben:

Ein "bisschen" Schleifgeräusche an der hinteren Bremsscheibe beim Schieben des Motorrades ist sicher nichts ungewöhnliches und auch nichts, wo ich mir Gedanken machen würde.

Auch bei mir hatte ich solche leichten Schleifgeräusche schon wieder wenige Wochen, nachdem ich wie eben ausgeführt den hintern Bremssattel vollständig überholt hatte.

Es sollte aber wirklich nur ein leichtes Schleifen sein, keineswegs darf hier ein deutlicher Bremswiderstand zu verzeichnen sein, das Schleifen sollte auch nicht allzu laut sein, sondern eben nur "so gerade so".

Öffne mal den Bremssattel hinten, als wenn Du die Beläge tauschen wolltest, schau Dir mal an, wie verdreckt der ganze Bereich ist, Du musst ja nicht gleich wie von mir beschrieben den Kolben ausbauen bzw. reinigen, oft reicht es schon, wenn man ohne Ausbau des Kolbens den ganzen Bereich einmal gründlich mit Bremsensreiniger reinigt.

Mit Bremsensreiniger aber bitte aufpassen, er sollte nicht an die Gummidichtungen kommen...

Also leichtes Schleifen kein Problem, Schleifgeräusche mit Bildung eines merkbaren Bremswiderstandes aber schon...

Und noch eins:

Solltest Du noch die alten Original Bremsleitungen aus den 90iger Jahren haben, auf jeden Fall erneuern, am besten Stahlflex-Leitungen, auf keinen Fall aber mit 20 Jahre alten "Gummi-Bremsleitungen" rumfahren..

Damit ist wirklich nicht zu spaßen..

Das nur nochmals Nachtrag..

Gruß

hannesf

hey, vielen dank für die ausführliche Antwort!

ich habe mir nocheinmal den bremssattel genau angesehen und bin eigentlich zufrieden mit dem Zustand. Den kolben habe ich vor einigen Wochen beim wechseln der Beläge penibel gereinigt. Ausserdem hatte ich da auch neue Bremsflüsigkeit eingefüllt. Den kolben kann ich (mit einiger kraft) händisch zurückdrücken, und wenn das hinterrad keinen Bodenkontakt hat dreht es bei einmaligem anschubsen locker eine Umdrehung bei leichtem schleifgeräusch (es bremst kaum merklich - also wirklich fast nicht^^).

Allerdings habe ich sowohl die originale Scheibe als auch die originalen Bremsleitungen verbaut.

Ich glaube ich werde sobald ich mal wieder etwas Geld über habe neue Bremsleitungen verbauen und es dann dabei belassen. Die Bremswirkung ist wahrscheinlich einfach nicht vergleichbar mit einem neuen Motorrad (mein einziger Vergleich ist eine Kawasaki Vulkan 900... ...auf einem anderen Motorrad habe ich noch nie gesessen...)

Da kommen mir direkt noch 2 Fragen in den Sinn:
1. Stahlflex oder nicht? und wenn ja welches Fabrikat ist empfehlenswert?
2. Bremsbeläge: ich habe mir noch bevor ich die Tenere das erste mal gefahren bin neue Bremsbeläge installiert. EBC steht drauf. Nun habe ich gelesen, dass sie Furchtbar schlecht seien... was ist eine gute, langlebige aber trotzdem gut bremsende Alternative?

Gruß und Dank schonmal im Voraus!!

displex

Stahlflex auf jeden Fall. Marke egal, aber sollte Eintragungsfrei sein.

Spontan fällt mir Melvin und Spiegler ein, gibts in eigenen Onlineshops bei Ebay oder den üblichen Verdächtigen.

Bremsbeläge nicht speziell für deine aber XT und SR
Yamaha original
Brembo
Lucas (TRW)
Goldfren

Wie ist denn der Druckpunkt?
Mal über eine Überholung von Bremssattel und Bremspumpe nachdenken.

http://www.660er.de/Tenere/bremsen.htm

hannesf

Hey,

vielen Dank für die Hinweise!
Der Druckpunkt vorn ist wunderbar. Kontrollierbar und (für mich) ausreichend knackig. Hinten ist der Druckpunkt auch ok, aber eben nicht wie vorn. definitiv.
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es daran liegt, dass die hintere scheibe ziemlich nah an der Verschleisgrenze ist, und auch schon gute Riefen in der Scheibe zu spüren sind. Das gepaart mit neuen Bremsbelägen ist logischerweise nicht der beste Druckpunkt...

Ich werde mal die Stahlflexnummer angehen! - eher aber aus Sicherheitsaspekten denn aus Bremsverbesserungsgründen.
Die Beläge werde ich auch erstmal runterfahren. Ich hab grad sehr limitiertes Geld und denke es ist besser in Stahlflex und Sprit investiert als in einer (gefühlt) komplett neuen Bremsanlage.

Eine Frage habe ich noch zu dem Kolben hinten: Woher bekomme ich die Gummi/Kunststoff Dichtelemente die den Kolben dicht halten?


Gruß

displex


hannesf

Hey, vielen Dank für die schnellen Atworten!

Wenn ich nun neue Stahlflexleitungen verbauen will (habe grad spiegler stahlflex vorn hinten für 64€ neu gefunden...) gibt es da noch dichtungen o.ä die ich noch tauschen muss, wenn ich erstmal die Leitungen runter habe?

Gruß

PS.: danke für die Seite mit den Kolben! da werden auch noch gleich die Dichtungen für vorn / hinten bestellt...

Christof

Die Dichtringe aus Kupfer, oder Alu sind immer dabei. Was mir eher Sorge macht ist, das Du offenbar keine Ausbildung und keine ausreichende Kenntnis von der Materie hast, aber an der Bremsanlage rumschrauben willst. Da hängt Dein Leben dran und Passanten werden auch nicht gerne von einem ungebremsten Motorrad getroffen... !
Such Dir zur Montage einen Fachmann.

E.Starter

Hallo,

Für das Rückstellen des Bremskolbens ist nicht die Staubmanschette, sondern der Rechteckdichtring verantwortlich. Wenn die Bremse schleift scheint der Bremskolben leicht fest zu sitzen. Wenn man im ausgebauten Zustand einen Finger auf den Kolben legt und nun die Bremse leicht betätigt, kann man aber spüren, ob der Kolben wieder zurück gestellt wird.

Die hintere Bremse muss immer viel weniger leisten als die Vordere, da durch die dynamische Achslastverlagerung beim Bremsen vorne deutlich mehr Reifengrip entsteht als hinten und somit auch mehr Kraft von den Bremsen über den Reifen auf die Straße übertragen wird. Daher sind die Bremsscheiben vorne auch immer größer und / oder mehr als hinten und man hat das Gefühl, das die Bremse hinten schlecht dosierbar ist. Wenn man bremst, verlagert sich die Achslast nach vorne, das Hinterrad wird entlastet und blockiert sehr schnell.

Viele Grüße

Hauke

hannesf

Hey, ich habe mir nun alle Dichtungen und Dichtringe ( für Kolben vorn & hinten + Staubmanschette) und neue Stahlflexleitungen sowie neues DOT4 bestellt. Mal schauen wann wieder gute Wetter wird und ich mich ans Basteln machen kann!

Grüße und Dank für die Antworten!


RomanL

Zwei wichtige Sachen zum Beachten:

1. Der Zusammenbau der hinteren Bremse muß bei Stahflexleitungen IMMER mit den beigelegten Aluringen erfolgen, NICHT mit Kupfer wie sie ursprünglich drin sind. Alle Stahlflexanbieter haben Aluköpfe als Anschluß verbaut, da wirkt der Cu-Dichtring als absoluter Korrosionsförderer. Steht aber auch im Umbauhinweis der ABE drin, und die Ringe liegen meist in ausreichender Zahl bei. Dichtziehen bitte nicht mit gewalt, denn das ist alles nur Alu...  :-\

2. Beim Zusammenbau der Bremspumpe mit der Stahlflexleitung achtet bitte genau auf die Reihenfolge der Unterlag- und Beilagplättchen! Baut man dort falsch rum zusammen, kriegt man die Pumpe nicht dicht und zerwürgt sich die neuen Dichtringe unrettbar. Die wunderbar "zugängliche" Lage der oberen Pumpenanschlüsse tut Ihr Übrigens zu einem guten Spaß dazu.  /devil/

Ansonsten sollte man beim Reinigen der Bremskolben auch darauf achten, daß die Nuten, in denen die Gummiringe sitzen, gründlich ausgekratzt werden. Zu viel Korrosion hinter der Dichtung läßt sie gern klemmen.
Weiterhin achtet darauf, daß die kleinen Nasen an der Rückstellfeder der Bremsbeläge nicht verbogen sind! Der Belag im Schwimmteil muß sauber hinter den Nasen einrasten, andernfalls wird er verklemmt und neigt zum Schleifen und ungleichmäßigen Greifen. Das ist ein gern gemachter Fehler beim Zusammenstecken, der dann zu besagtem Bremsbild und -geräusch führt. Sind die Nasen leicht zugebogen, dann bitte VORSICHTIG wieder aufrichten, bis der Belag dahinter paßt.

Anonsten ist das kein Hexenwerk und das Entlüften hinten schnell gemacht.

Gruß
Roman


hannesf

auch hier Dank für die Hilfe ;)
heut moregen ist noch ein Päckchen von Kedo gekommen, mit neuen Dichtungen (alle die in den Bremsen verbaut sind...) , ner neuen Bremsscheibe und neuen Klötzen. Ich denke das wird shcon! ich werd ein paar Fotos machen!

Gruß

hannesf

Soooo, heut morgen hab ich mich mal der Hinteren Bremse angenommen. Auch hier mal ein paar Fotos von der Aktion:

1. Raus mit der Bremsflüssigkeit

2. Hinterrad Raus, Bremse ab, Bremschläuche ab

3. alles begutachten. Dreck ;)

4. Kolben raus, Staubdichtung schon gerissen, also wechseln

5. Fleissig putzen!



6. Dann alles wieder zusammenbasteln (nachdem die Dichtungen getauscht wurden. Nun aber der große Kampf: Die Staubdichtung wieder einsetzen - entweder man bekommt sie mit diesem Federring wieder in den Bremssattel, oder man bekommt sie über den Kolben beides erschien mir absolut nicht machbar. Nachdem ich aus eigener Unfähigkeit das Moped fast angeschrien habe kam ich auf diese hervorragend funktionale Idee: (ob nun eine Gute oder schlechte idee ist mir wurscht... es hat funktionert. (ah und vorher habe ich die laufflächen des Zylinders mit dem mitgelieferten Schmiermittel bestrichen...


7. Alles wieder zusammenbasteln - Stahlflex anbauen (alles schön mit Drehmomentschlüssel)

8. Neue Bremsscheibe gleich noch mit dazu:

und dann war der Kameraakku leer^^
9. alles wieder zusammen, überprüft und für gut befunden. Dann geduldig mit neuem DOT4 die Luft aus dem system pressen.
10. Moped an und los^^

Noch sind die neuen Klötze nicht eingebremst, aber jetzt ist die Bremsleistung schon wesentlich besser (und kontrollierter) als vorher!
Also auch an alle die sich das nicht trauen... ... einfach machen! Alles halb so wild (das schlimmste ist das aufziehen der staubdichtung - das fühlt sich an wie ein schlechtes Rätsel das nicht lösbar ist...)

Juti, thats it!

Gruß und dank für die Tipps!


hannes

hannesf

Ahh, da fällt mir noch etwas ein: ich habe die Bremsbeläge ja natürlich auch gewechselt. Nun ist es aber wie vor der Operation (nur viel viel viel weniger) so, dass der Innere Belag sehr leicht an der Scheibe schleift. da habe ich nun einfach keinen Bock drauf.
Kann es sein, dass es an den Blechdingern unter den Belägen liegt? Ich habe etwas zeit damit verbracht die alten Beläge immer wieder langsam einzusetzen und dabei festgestellt, dass der innere Belag, sobald er in der "Klemme sitzt" eher von allein Richtung Scheibe rutscht.
Sind diese Belche nur dafür da, die Beläge am ort zu halten, oder sie wieder zurück zu schieben? Ich würde mich da sehr über klärung freuen!!
Sollten diese Blechdinger die Aufgabe haben die Beläge zurückzuschieben, dann brauche ich dringend den passenden Namen dafür, denn dann sollte ich mir da mal neue besorgen!

Liebe Grüße und Dank an die vielen geduldigen Fragenbeantworter!!!

hannes

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