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Givi Touringscheibe Erfahrungsbericht

Begonnen von Reisender, 04. Februar 2021, 19:31:18

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Reisender

Weil ich hier und auch in anderen Foren keine Erfahrungsberichte zu der ,,Givi Touring" an unserer Ténéré gefunden hatte habe ich diese einfach auf gut Glück bestellt und ausprobiert. Ein um 50% reduzierter Rückläufer machte mir die Entscheidung leicht. Die Beschreibung ihrer Eigenschaften aus der Zeitschrift ,,Motorradfahrer" (2009?) war mir zwar bekannt, jedoch stimmen meine eigenen Erfahrungen oft nicht mit solchen Empfehlungen überein. In diesem Fall aber schon.
Generell habe ich aufgrund meiner Körpergröße von 1,85m immer ein Problem mit Verkleidungsscheiben, da ich mit dem Helm genau in die Turbulenzzone reiche. Dem entkommen kann ich nur durch die Montage einer extrem hohen Scheibe wie z. B. der ,,Givi Airflow", die aber für die XT 660 Z nicht angeboten wird. Darüber hinaus ist dieses Monstrum bei  höheren Geschwindigkeiten nicht ungefährlich, mit meinen beiden V-Stroms (650er und 1000er) konnte ich mich nur unter großem Risiko mit dieser Scheibe über die 80 – 120 km/h – Schwelle trauen, je nach Windstärke und -richtung. Auf der Autobahn konnten LKW auf der Gegenfahrbahn mit ihrem Windstoß diesem Segel von einer Scheibe einen enormen Schlag verpassen.
Die zweite Möglichkeit Ruhe zu bekommen ist ein unverkleidetes Motorrad zu fahren, dann liegt der Helm in einem gleichmäßigen, turbulenzfreien Luftstrom. Das bedeutet kein ,,Gebollere" und kein ,,Gerüttel" mehr, nur ein stetiges, weit weniger nerviges Rauschen. Aus diesem Grund hatte ich mir zusätzlich die kurze Scheibe eines anderen Motorrads umgebastelt damit sie an die V-Stroms montiert werden konnte. Das Ergebnis war nicht schlecht.
Dem Vorbesitzer meiner XT 660 Z ging es wohl ganz genauso, er hat eine zusätzlich erworbene Scheibe so extrem gekürzt dass sie gerade noch den Haltebügel über dem Cockpit der Ténéré verdeckt. Das funktioniert ganz prächtig und diese Scheibe ist auch meine ,,immer-drauf" für fast alle Gelegenheiten. Auch die Videos mit der Kamera am Brustgurt gelingen damit perfekt. Im Prinzip kann man die Scheibe auch gleich ganz weglassen, es ist eher noch der optische Aspekt der für dieses abgefräste Exemplar spricht.
Sorgen hatte ich allerdings für den Fall dass ich im Urlaub fernab der Heimat extremen Wettereinflüsssen ausgesetzt sein könnte. Ich erinnere mich mit Unbehagen an eine Rückfahrt aus Südfrankreich wo ich im Mai 2016 anderthalb Tage auf Landstraßen in einem ergiebigen Dauerregen auf einer Freewind mit knapper Verkleidungsscheibe unterwegs war. Selbst die Goretexausrüstung hatte nach wenigen Stunden vor den Wassermassen kapituliert. Da wäre ein besserer Schutz sehr gesundheitsfördernd gewesen.
Die originale Yamaha Verkleidungsscheibe ist aber für mich völlig indiskutabel, egal ob ich mit der Standard- oder der aufgepolsterten Sitzbank unterwegs bin. Völlig egal auch welchen Helm ich benutze, es ist immer furchtbar laut und der Helm wird tüchtig durchgerüttelt. Deshalb der Versuch mit der immerhin 10 cm höheren und auch etwas breiteren Givi Touring.

Resultate:

1. Keine Turbulenzen am Helm, nur gleichförmiges Rauschen. Lauter als die gekürzte Scheibe aber ganz wesentlich ruhiger als die Yamaha Originalscheibe. Fahren ohne Ohrstöpsel ist möglich.
2. Guter Schutz vor Regen und Auskühlung. Ich war zwei Stunden im Dauerregen unterwegs. Die Jacke blieb weitgehend trocken, sogar die Handschuhe profitieren etwas von der größeren Breite der Scheibe.
3. Fahrwerksunruhen sind bei normaler Wetterlage kaum spürbar, und das nur im direkten Vergleich mit der superkurzen Scheibe. Die Ténéré läuft absolut stabil bis Tacho 150, erst darüber tritt ein leichtes Pendeln auf (mit brandneuen Straßenreifen Pirelli Scorpion Trail 2).
4. Die Scheibe reflektiert und verstärkt Klapper- oder Knarzgeräusche der Verkleidung aus Richtung Gabeltunnel die zuvor schon da waren aber nicht gehört wurden. Ein mir bereits von anderen Scheiben bekanntes Phänomen.
5. Die Bohrungen weichen minimal von der richtigen Position ab, es muss leider etwas Druck ausgeübt werden damit die Schrauben ihre Gewindelöcher finden. Das ist zwar fast vernachlässigbar, sollte aber bitte nicht noch weiter abweichen weil sonst Folgeschäden durch die Verspannung drohen. Bin ich von Givi eigentlich nicht gewöhnt.
6. Wichtig ist dass Givi die Verwendung von Reinigungsmitteln beim Reinigen der Scheibe ,,untersagt". Ja, richtig gehört! Die Scheibe wird blind, selbst wenn man nur Spüli benutzt. Habe ich selbst an meiner Givi Airflow erlebt. Eventuell reagiert eine spezielle Beschichtung auf ein alkalisches Medium. Es wird empfohlen, die Scheibe lediglich mit klarem Wasser zu reinigen... das wird lustig im Sommer.

Fazit: Diese Scheibe werde ich aus Sicherheitsgründen für die lange Hin- und Rückreise in den Urlaub montieren, bei schlechtem Wetter natürlich auch für die Touren vor Ort. Ansonsten verbleibt sie dort im Zelt oder Zimmer und die ruhige abgefräste Scheibe kommt drauf. Diese ist so schmächtig dass sie sich während der Anfahrt problemlos im Gepäck unterbringen lässt. Die Scheibe ganz weglassen wäre aber auch eine Option.

Il Solitario

Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung.

Ich hatte Anfangs auch die Probleme mit dem Lärm durch Verwirbelungen. Die entscheidende Verbesserung bei mir brachte eine Lenkererhöhung. Ich nutze weiter die originale Scheibe.

Aber jeder sitzt anders auf der Mühle.

Schöne Grüße
Werner
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Was zählt wirklich beim Moppedfahren? Nicht PS/kg oder L/100km sondern SMILES PER MILE

Reisender

Danke für die Antwort, Solitario. Hatte ich vielleicht vergessen zu erwähnen: Eine Lenkererhöhung ist bei mir von Anfang an montiert gewesen. Ich weiß garnicht, wie es sich ohne anfühlt.

Viele Grüße,
Robert

yamralf

#3
Ich, 1,85 Meter fahre auch Serienscheibe anfangs ohne & seit langem mit 20 mm Lenkererhöhung, Ergebnis aber ohne wesentliche Änderung/Verbesserung.
Hatte auch schon Aufsetzspoiler von TT brachte etwas Besserung wurde mir aber hinterher zu lästig dieses Ding bei einem längeren Halt jedesmal abzunehmen. Ein anderere Helm brachte auch ein wenig Linderung.
Was ich dieses Jahr hoffentlich endlich machen werde, ist die Scheibe zu kürzen wie es Jo Deleker an seiner Ténéré gemacht hat.
Eine Enduro putzen, ist wie Seiten aus der Bibel reißen.

Zahme Vögel singen von Freiheit. Wilde Vögel fliegen,

Reisender

Noch ein Nachtrag zu meinem obigen Beitrag: Die leichte Pendelneigung tritt nicht erst ab 150 km/h ein, denn hier habe ich lediglich die Tachoanzeige abgelesen ohne die geänderte Sekundärübersetzung und eine evtl. Tachovoreilung zu berücksichtigen. Laut GPS beträgt die tatsächliche Geschwindigkeit beim Auftreten der ersten Pendelanzeichen 130 km/h. Mein Tacho zeigt dabei bereits 150 an. Auch die anderen Geschwindigkeitsangaben müssen dementsprechend etwas nach unten korrigiert werden.

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