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Bremsen - Druckpunkt, Einschleifzeit usw.

Begonnen von mores, 03. September 2017, 20:48:53

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mores

Hi all,

habe kürzlich mit Hilfe zweier Profis meine Bremsen machen lassen.
Sättel auseinandergenommen, alles gereinigt und gangbar gemacht, Kolben poliert, diese Gummiringe gefettet und dahinter Alu-Blühen gecheckt (alles gut), neue Beläge rein, neue Bremsflüssigkeit, Entlüftet usw.

Bremsscheiben nicht angefasst.

Jetzt meine Fragen:

* wie lange dauert es, bis Bremsbeläge eingefahren sind? Fühlt sich schwammig an, irgendwie.

* Eine der vorderen Bremsscheiben wird leicht warm, wenn ich fahre. Bin ca 1km gefahren ohne die Bremsen zu betätigen und am Ende waren alle Scheiben kalt, nur die Rechte vordere lauwarm. Bedenklich oder normal?

* Druckpunkt: Ich finde das Bremsen generell sehr schwammig. Habe Stahlflexleitungen aber zwischen dem Zeitpunkt, wenn man merkt, dass die Bremsen Kontakt aufnehmen und so weit durchdrücken wie geht ist fast der komplette Hebelweg. Sollte das nicht irgendwie knackiger sein? Mein Moped (Aprilia Habana 125) hat den Halben Hebelweg. Auch mein Fahrrad ist knackiger :)

Bin ich zu ungeduldig und es richtet sich alles ein oder klingt für euch irgendwas problematisch?

2001 Aprilia Habana 125, 1992 Yamaha XTZ 750 Super Ténéré

Christof

Was sind für Dich Profis ?
Was verstehst Du unter " Alublühen gecheckt" ? Hast Du die Nuten richtig ausgekratzt und gereinigt ?
Bremse richtig entlüftet ? Wie Du das beschreibst, ist da noch Luft im System. Die Original Bremspumpe ist nicht der Kracher, aber sooo schlecht auch nicht.
Welche Bremsbeläge sind montiert ?
Wurde irgendwo Kupferpaste verwendet ? Wenn ja, wo ?

mores

#2
Zitat von: Christof am 03. September 2017, 21:10:58
Was sind für Dich Profis ?
Einer, der 2x 350er restauriert und eine 750er wartet. Weiters einer, dem mal eine Yamaha-Bude gehört hat (pensioniert).

Zitat von: Christof am 03. September 2017, 21:10:58
Was verstehst Du unter " Alublühen gecheckt" ? Hast Du die Nuten richtig ausgekratzt und gereinigt ?
An einem Bremssattel mussten die Nuten ausgekratzt werden, sehen wieder perfekt aus. Gummis waren auch weich und unbeschädigt/unverformt.

Zitat von: Christof am 03. September 2017, 21:10:58
Bremse richtig entlüftet ? Wie Du das beschreibst, ist da noch Luft im System. Die Original Bremspumpe ist nicht der Kracher, aber sooo schlecht auch nicht.
Mit so einem Brems-Entlüfter-Pump-Dings unten am Nippel angesetzt und gepumpt, bis Flüssigkeit rauskommt. Dann Bremse gepumpt, einige Male, und wieder unten mit Vakuumpumpendings rausgesaugt.
Im Werkstatthandbuch steht es anders, aber die haben auch nicht den Einsatz dieses Vakuumdingsens vorgesehen.

Der Kolben am Bremshebel oben, wo diese Schraube vom Hebel andrückt, war leicht konkav.
Das haben wir glattgefräst (Anleitung ehem. Yamaha-Mechaniker) damit es nirgends hakt.

Übrigens hatte ich dieses schwammige Feeling auch schon vorher, bevor wir Backen und Flüssigkeit getauscht und den Kolben oben gefräst hatten.

Zitat von: Christof am 03. September 2017, 21:10:58
Welche Bremsbeläge sind montiert ?
Direkt bei Yamaha Österreich bestellt, für die genaue Bezeichnung müsste ich die Säckchen suchen gehen, in denen sie drin waren.

Zitat von: Christof am 03. September 2017, 21:10:58
Wurde irgendwo Kupferpaste verwendet ? Wenn ja, wo ?
Bei diesem C-Bügel, wo das C eines Belages drauf rumrutscht. Dann alle Schrauben, die den Sattel an die Gabel bzw. hinten an die Schwinge fixieren. Alles andere rutscht mit Fett.
Dann noch hinten das Anti-Quietsch-Blech eingekupferpastet.

Danke für die rasche Antwort, speziell zu dieser Uhrzeit :)

2001 Aprilia Habana 125, 1992 Yamaha XTZ 750 Super Ténéré

Christof

Aus meiner Sicht und Erfahrung müssen alle Nuten sorgfältig ausgkratzt und dann noch ausgebürstet werden, weil man das augenscheinlich alleine nicht bewerten kann.
Ich bleibe dabei, es ist noch Luft im System.
Das Abschleifen des Kolbens oben halte ich für totalen Murks und überflüssig ist es auch.
Kupferpaste hat an den Gleitstiften und auch sonst im Bremssattel nichst zu suchen, ist der totale Dreckmagnet und verklebt auf Dauer. Wenn überhaupt Fett, dann hauchdünn Plastilube auf den Stift, der im Metall des Sattels gleitet, der Andere in Gummi braucht kein Fett. Kupferpaste als Antiquietsch auf Bremssättel ist auch seit Jahren out.

Sorry, aber insgesamt bezweifle ich die Qualifikation der Akteure und das ausgerechnet an der Bremsanlage.


mores

Nana, nicht beleidigend werden ... Jahrzehntelange Erfahrung lässt sich vielleicht von mir nicht korrekt wiedergeben und es entsteht hier ein falscher Eindruck.

Aber die Hinweise sind legitim - Dreckmagneten und Luft im System werd ich mir ansehen.

Was hältst du von den lauwarmen Scheiben / dem Einschleifen?
2001 Aprilia Habana 125, 1992 Yamaha XTZ 750 Super Ténéré

Christof

Ich weis nicht was an meinen Zweifeln beleidigend sein soll... !  Ist auf jeden Fall nicht so gemeint.
Und so ganz erfolgreich war deren Arbeit ja dann wohl auch nicht.
Wenn Du den Ausdruck Murks meinst, bleibe ich dabei, denn es ist Murks am Kolben der Bremspumpe rumzufeilen.
Nun, wenn die eine Scheibe noch warm wird, scheint ja der Sattel noch fester zu klemmen, als die Anderen. Ist es vlt. der, bei dem die Nuten nicht ausgekratzt wurden, oder hat der etwas zuviel Kupferpaste bekommen ? Montagfehler der Bremsbeläge mal ausgeschlossen.... !

mores

Zitat von: Christof am 03. September 2017, 23:06:48
Nun, wenn die eine Scheibe noch warm wird, scheint ja der Sattel noch fester zu klemmen, als die Anderen. Ist es vlt. der, bei dem die Nuten nicht ausgekratzt wurden, oder hat der etwas zuviel Kupferpaste bekommen ? Montagfehler der Bremsbeläge mal ausgeschlossen.... !
Bei dem waren die Nuten einwandfrei, musste nichts gekratzt werden.
Keine Kupferpaste außer auf dem "c" vom inneren Belag ... Gängigkeitstest mit der Hand war eigentlich identisch zu den anderen.
Montagefehler der Bremsbeläge wären eigentlich auszuschließen, wenn sich alles schön bewegt und hin und her drücken lässt, oder sehe ich das falsch?
Werd's nochmal checken, ebenso das mit der Luft. Flüssigkeit sollte nicht komprimierbar sein.
2001 Aprilia Habana 125, 1992 Yamaha XTZ 750 Super Ténéré

TTGeorg

Genau, check noch mal penibel..... Michael macht seine sache gut...
es wird die luft sein, die manchmal sehr sehr hartnäckig ist....

georg
Gruß

Georg

gesendet von meinem c64 via telex

ja ich bin direkt, aber ehrlich! achtung dement!

der kuhschwanz wackelt auch und fällt nicht ab..

xtzdidi

Erwärmung spricht für schleifen und das sollte nicht sein. Mal im Stand die Bremse ziehen und schauen, ob sich die betroffene Scheibe verzieht wenn die Zange  zudrückt. Bei Verzug ist es mechanisch und verursacht auch das schwammige Gefühl. Luft dehnt sich bei Wärme aus und würde beide Sättel schleifen lassen wobei nie beide Sättel das selbe Losbrechmoment haben.
Grüße von Stefan D. aus W., the home of the cloudburst!

Christof

@mores
bitte gib mir eine Erklärung, wie die Nuten bei einem gebrauchten Sattel einwandfrei sein können. Hab in den letzten Jahren mindestens 100 Bremssättel überarbeitet, aber einwandfreie Nuten habe ich da nie gesehen.

"Keine Kupferpaste außer auf dem "c" vom inneren Belag ..."  ::) bedeutet ?

MrVegetable

Wenn du die Sättel nochmal "aufmachen" solltest und die Kolben etwas angegammelt sind, kann ich nur empfehlen, das komplette Reparaturset von Kedo (~ 60€ pro Sattel) mit Kolben und neuen Dichtungen zu verbauen. So hast du die Sicherheit, dass beide Seiten (wenn die Nuten wieder in Ordnung sind) ordentlich funktionieren.
Bei mir haben ne Zeitlang etwas angegammelte Kolben (kleine Riefen, Unebenheiten) immer wieder für Ärger gesorgt.

Gruß
Michael

mores

Zitat von: TTGeorg am 04. September 2017, 00:28:45
Genau, check noch mal penibel..... Michael macht seine sache gut...
es wird die luft sein, die manchmal sehr sehr hartnäckig ist....
Vor allem: genauso macht's auch der zweite Profi, der das sehr, sehr lange hauptberuflich gemacht hat.
Aber Bremsen waren immer schon bei mir ein Problem - BMX-Rad, Mountainbike, Moped ... irgendwie habe ich eine schlechte Bremsen-Aura :)

Zitat von: Christof am 04. September 2017, 08:30:08
@mores
bitte gib mir eine Erklärung, wie die Nuten bei einem gebrauchten Sattel einwandfrei sein können. Hab in den letzten Jahren mindestens 100 Bremssättel überarbeitet, aber einwandfreie Nuten habe ich da nie gesehen.

"Keine Kupferpaste außer auf dem "c" vom inneren Belag ..."  ::) bedeutet ?
"Einwandfrei" bedeutet, dass wenn man mit einem Uhrmacherschraubenzieher drin entlang fährt keine rauen Stellen zu fühlen sind, und die Sichtprobe ebenfalls nur glatte Oberflächen zeigt.

Es gibt einen Bremsbelag, der innen liegt (zwischen Scheibe und Speichen), der wird mit einem C-förmigen Dings geführt. Da, wo dieses C am Stift des Sattels hin und herrutschen soll ist Kupferpaste drauf. Sonst wurde keine Kupferpaste verwendet.

Erklär mir bitte mal die Obsession mit der Kupferpaste :)
Dreckmagnet schön und gut, aber da reden wir von "später", nicht von sofortiger Fehlfunktion.
Meinst du, dass die Kupferpaste eben nicht schmiert?


Zitat von: xtzdidi am 04. September 2017, 00:53:05
Erwärmung spricht für schleifen und das sollte nicht sein. Mal im Stand die Bremse ziehen und schauen, ob sich die betroffene Scheibe verzieht wenn die Zange  zudrückt. Bei Verzug ist es mechanisch und verursacht auch das schwammige Gefühl. Luft dehnt sich bei Wärme aus und würde beide Sättel schleifen lassen wobei nie beide Sättel das selbe Losbrechmoment haben.
Eine sich bewegende Scheibe ist mir nicht aufgefallen - ich denke, da ist alles zentriert.

Zitat von: MrVegetable am 04. September 2017, 08:53:00
Wenn du die Sättel nochmal "aufmachen" solltest und die Kolben etwas angegammelt sind, kann ich nur empfehlen, das komplette Reparaturset von Kedo (~ 60€ pro Sattel) mit Kolben und neuen Dichtungen zu verbauen. So hast du die Sicherheit, dass beide Seiten (wenn die Nuten wieder in Ordnung sind) ordentlich funktionieren.
Bei mir haben ne Zeitlang etwas angegammelte Kolben (kleine Riefen, Unebenheiten) immer wieder für Ärger gesorgt.
Kolben waren nicht wirklich vergammelt, sie ließen sich mit scotchbrite (oder wie das Vlies heisst) ohne großen Aufwand schön glatt und geschmeidig polieren.
Wie fest sitzen denn diese Kolben? Wenn einer drinsteckt, soll man ihn mit dem Finger wieder hinausziehen können oder bedeutet das, dass die Dichtung zu locker ist?

Danke für Eure Anteilnahme, übrigens :)
2001 Aprilia Habana 125, 1992 Yamaha XTZ 750 Super Ténéré

ndugu

Ich fand die originale Bremse vorn auch nicht sehr gut. Gerade wenn man wie ich vorher ein moderneres Motorrad gefahren ist. Mein Umbau auf größere Bremsscheiben hat das Bremsniveau aber deutlich verbessert. Wenn die richtigen Teile verwendet wurden, hast du m. E. alles richtig gemacht. Kupferpaste hin oder her, die Paste sollte nur nicht dahin kommen, wo sie eventuell, gerade bei hohen Temperaturen, die Bremsleistung verringert, also auf den Belag oder auf die Scheibe. Bei Einbau neuer Bremsklötze entfette ich meine Scheiben und mache dann einen Kreuzschliff mit 280er Schleifpapier, so daß sich die Klötze schneller an die Scheibenkontur anpassen. Ich würde erneut Entlüften und dann mehrere hundert Kilometer fahren, um zu prüfen, ob die eine Scheibe immer noch wärmer wird als die andere.

Michael

Wir haben wirklich alle Nuten mit einem kleinen Uhrmacherschraubendreher ausgekratzt.
Die Kolben flutschen schön hinein, ohne zu ecken. Deshalb ist noch kein Kolbenkit notwendig.
Es ist wahrscheinlich der c-förmige Bügel, der eckt.
Und natürlich kann es auch an dem schweineteuren Belagshalter-Blech liegen.

Und die Kupferpaste am Dämpf-Blech hinten kann ich wieder wegwischen wenn es nicht genehm sein sollte. Ich fand eben, dass es dann nicht gleich anfängt zu rosten. (Deshalb wird aber die rechte vordere Bremse nicht wieder gängig /devil/)
Generell haben wir spärlich Fett eingesetzt, eben dort, wo es drauf gehört.
Heute werde ich mir den Rechten vorderen Bremssattel noch einmal genau ansehen.
Danke für die Tipps. Ich nehm mich nicht so wichtig, dass ich behaupte alles zur Thematik zu wissen. Drum bin ich ja hier im Forum um noch was zu lernen. Bin auch nicht beleidigt oder so.
Wenn alle Maßnahmen nicht greifen und man dann noch gesagt bekommt, dass evtl. Pfuscher am Werk sind ist das eben so. Wir zwicken uns wirklich jede freie Minute ab um an den Bikes was zu machen, aber die Tage werden auch immer kürzer und die Familien wollen uns ja auch zeitweise zu Gesicht bekommen :-) Und den oberen Kolben mit der Stellschraube hätte ich gerne getauscht. Das war nur so eine schnelle (Not-)Maßnahme. Sie hat dann dazu geführt, das eigentliche Problem zu erkennen.
Wir haben einen schmalen Kostenrahmen, deshalb müssen manche Dinge eben noch warten.
Das notwendigste sollte allerdings schon gemacht werden, damit man wieder sicher unterwegs ist.
Ich bin für gewöhnlich jemand der gleich alles neu macht was nur geht. Das kostet aber auch was. Und -aus Erfahrung-auch das führt nicht immer zum Ziel weil man immer wieder eine Kleinigkeit übersehen kann.
Ich hatte bei meiner Kiste eben das Glück mit einem Wenigfahrer-Garagenpfleger-Vorbesitzer, aber das trifft eben nicht auf jeden zu.
Schwafelmodus aus, liebe Grüße, Michael
85er XT 350, 92er XTZ 750 Super Ténéré

mores

So ... Problem gelöst. Wer will raten, was es war?


Nachdem wir nun noch zwei mal die problematische Bremse abmontiert, nochmal gereinigt, nochmal gefettet/gekupferpastet/gegleitmittelt haben waren wir mit unserem Latein am Ende. Bremssattel in Ordnung.

Es war ... der Bremshebel.   :P
In meiner Suche nach dem optimalen Druckpunkt und knackigem Brems-feeling habe ich am Bremshebel diese Justierungsschraube reingedreht. Bremshebelweg verkürzt, somit knackigeres Ansprechen - aber leider permanent Druck auf den Bremsbacken somit Schleifen, Hitze usw.

Somit hat sich das Problem gelöst - aber ein anderes aufgetan. Warum ist mein Original-Yamaha-Bremshebel so dermaßen gerade, dass ich ihn bis zum Griff durchdrücken kann? Der Bremshebelweg ist nur ca 6 cm.  /mecker/


2001 Aprilia Habana 125, 1992 Yamaha XTZ 750 Super Ténéré

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